Feuriger Protest gegen Hartz IV
Erwerbslosenaktivist verbrennt Dokumente vorm Amt
Berlin (nd-Lambeck). »Wir kommen heute zusammen, um meine Eingliederungsvereinbarung zu verbrennen.« Diesen Worten ließ der Arbeitslosenaktivist Ralph Boes am Donnerstag Taten folgen. Vor dem Eingang des Jobcenters Berlin Mitte setzte er das Schreiben in Brand. Das hat Konsequenzen. »Ab heute werde ich mit einer 100-prozentigen Kürzung belegt«, betonte Boes unter dem Applaus von etwa 40 Sympathisanten. Der Hartz-IV-Bezieher hatte sich geweigert, eine schlecht bezahlte Arbeit im Callcenter anzunehmen. »Deshalb wird mir mit der Streichung meines Regelsatzes die Lebensgrundlage entzogen«, so Boes,
Der Aktivst protestiert seit Monaten gegen das, wie er meint, »unmenschliche Sanktionsregime der Jobcenter«. Die Ämter können ihre »Kunden« mit Kürzungen ihres Regelsatzes - sogenannten Sanktionen - bestrafen, wenn diese gegen Auflagen der Eingliederungsvereinbarung verstoßen. Im Extremfall gibt es gar kein Geld mehr. Dieser Fall ist bei Boes eingetreten. Deshalb will er ab sofort hungern. Nicht zum ersten Mal. Im November des letzten Jahres nahm Boes aus Protest gegen die Sanktionen 26 Tage keine Nahrung zu sich.
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