Ungarischer NS-Täter Csatary tot

Für Deportation Tausender Juden verantwortlich

  • Lesedauer: 1 Min.

Budapest (dpa/nd). Der ehemalige Nazi-Lagerkommandant Laszlo Csatary ist mit 98 Jahren in Budapest gestorben. Dies bestätigte sein Anwalt am Montag der Nachrichtenagentur MTI. Damit kann eine im Juni gegen Csatary erhobene Anklage in keinen Prozess mehr münden. Das Wiesenthal-Zentrum zeigte sich enttäuscht, dass die juristische Aufarbeitung der Verbrechen des Ungarn in seiner Heimat nun ausbleibe. Der in der Slowakei verurteilte Kriegsverbrecher starb den Angaben zufolge bereits am Samstag.

Csatary war Kommandant des Sammel- und Internierungslagers im damals ungarischen Kosice (heute: Slowakei), von wo aus 1944 mehr als 12 000 Juden nach Auschwitz und in andere NS-Konzentrationslager deportiert worden waren. Dabei soll er sich auch persönlich durch die grausame und sadistische Behandlung der Opfer hervorgetan haben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ sich Csatary in Kanada nieder. In der Tschechoslowakei wurde er bereits 1948 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. 1997 entzog ihm Kanada die Staatsbürgerschaft, weil er bei der Einbürgerung falsche Angaben gemacht hatte. Danach lebte er lange Jahre unbehelligt in Budapest. Erst voriges Jahr spürten ihn britische Reporter auf. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem zeigte ihn daraufhin an und die ungarische Staatsanwaltschaft erhob im Juni 2013 Anklage gegen Csatary. Sie legte ihm die Deportationen aus Kosice zur Last.

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