- Sport
- Einwurf
Kleinlaut
Alexander Ludewig über den FC Bayern, Breno und Uli Hoeneß
War das wirklich Uli Hoeneß? Als »fast schon devot« beschrieben Beobachter die Äußerungen des Mannes über die Münchner Staatsanwaltschaft im Fall Breno während der Pressekonferenz des FC Bayern München. Anlass war die Wiedereingliederung des mittlerweile 23-jährigen Breno in die »große Bayern-Familie«. Ja, das war zweifelsfrei Uli Hoeneß, der am Montag neben dem abgestürzten Ex-Profi saß. Nach 13 abgesessenen Monaten einer auf drei Jahre und 9 Monate festgesetzten Haftstrafe wegen schwerer Brandstiftung darf Breno als Freigänger erste Schritte zurück in die Normalität machen - als Betreuer des Münchner Amateurteams.
So weit, so gut: Verdienstvolles Engagement bei der Resozialisierung seiner Ex-Spieler hat der FC Bayern schon oft bewiesen. Für den tiefen Fall des Breno Vinícius Rodrigues Borges, der 2008 als klangvolle Verheißung aus Brasilien in die Münchner Fußballwelt geholt worden war, gibt es mehrere Gründe. Der große Druck im Profifußball - mit seinen ganz speziellen Auswüchsen rund um den FC Bayern. Die Belastung der hohen Ablösesumme von über 12 Millionen Euro. Und das für einen 18-Jährigen, fernab der Heimat.
»Ich habe viel gelernt im Gefängnis. Ich bin ein anderer Mensch geworden«, sagte Breno am Montag. Und der Mann neben ihm? Hat sich Uli Hoeneß etwa auch verändert? Damals, im September 2011, empfand er schon die Anordnung der Untersuchungshaft für Breno durch die Münchner Staatsanwaltschaft als »unmenschlich«. Kritiker warfen ihm vor, im Falle des Fußballprofis andere Maßstäbe als gesellschaftlich gültige anzusetzen. Aber für Uli Hoeneß war es nur »ein materieller Schaden«, der »in irgendeiner Form geregelt werden muss«.
Nein, der Immer-Noch-Präsident des FC Bayern hat sich nicht verändert. Sein eigenes Steuerverbrechen versucht er gerade auch in irgendeiner Form zu regeln - kleinlaut mit der Münchener Staatsanwaltschaft. Einer seiner markigen Sätze von 2011 hat aber immer noch Bestand: »Es laufen so viele Leute frei rum, die längst ins Gefängnis gehören.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.