Wohnungsbau führt zu Verdrängung

  • Niklas Wuchenauer
  • Lesedauer: 2 Min.
Julius Dahms ist Pressesprecher der Initiative »100 Prozent Tempelhofer Feld«, die derzeit ein Volksbegehren durchführt. »nd« sprach mit ihm über die Senatspläne für Tempelhof.

nd: Berlin hat einen erheblichen Bedarf an Sozialwohnungen. Ausgerechnet auf dem Tempelhofer Feld wollen Sie aber keine Bebauung zulassen, warum?
Dahms: Zunächst muss man sich klar machen, worum es geht. Die Rede ist zwar immer wieder von 4700 Wohnungen, die entstehen sollen. Allerdings ist das mit einem enormen finanziellen Aufwand verbunden, um das Gelände zu erschließen. Straßen, Energie-, Wasserleitungen - das alles wird dazu führen, dass hier die Mieten deutlich teurer sein werden als bisher in Nordneukölln - und Berlin braucht vor allem mehr günstigen Wohnungen.

Lehnen Sie es auch ab, wenn die städtischen Wohnungsgesellschaften beim Tempelhofer Feld beteiligt werden und in den Neubau investieren?
Wofür das Tempelhofer Feld trotzdem denkbar ungeeignet ist. In der ganzen Stadt gibt es brachliegende Grundstücke mit etwa der zehnfachen Flächen von dem, was in Tempelhof für den Wohnungsbau vorgesehen ist. Statt riesige Flächen für einstöckige Discounter oder Baumärkte mit Parkplätzen zu verbauen - wie z. B. aktuell an der Yorckstraße - sollte man diese Potenziale lieber nutzen.

Sie sehen also keine Chance, dass mit dem Tempelhofer Feld die Probleme auf dem Wohnungsmarkt gedämpft werden können?
Das Problem sind nicht die Wohnungen - davon hat Berlin genug. Das Problem sind die Mieten, die immer weiter steigen. Der Stadtentwicklungssenator Michael Müller hat noch kein Konzept vorgelegt, wie die Bebauung konkret aussehen soll und die Diskussion über den Neubau von erschwinglichen Wohnungen basiert momentan nur auf Lippenbekenntnissen. Es gab mal die Idee, die Bebauung in drei Teile zu staffeln. Die besten Wohnlagen mit teuren Wohnungen und weniger schicke Häuser mit erträglichen Mieten, die über die Luxuswohnungen quer finanziert werden. So eine Aufwertung hätte verheerende Auswirkungen auch auf die Bestandsmieten in den angrenzenden Kiezen.

Verbaut sich Berlin nicht die Möglichkeit, wenn jegliche Veränderung der Tempelhofer Freiheit verboten wird?
Es geht uns nicht darum, dass das Feld überhaupt nicht mehr verändert werden darf. Was wir verhindern wollen, ist ein Designerpark, der die Natur nur noch imitiert. Unser Gesetzesentwurf erlaubt nach wie vor fliegende Bauten und alle Pavillons oder Hütten, die ohne ein Betonfundament auskommen. Fragen: Niklas Wuchenauer

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