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Neonazi droht Ärger mit dem Arbeitgeber

Deutsche Post berät über rechten Mitarbeiter

  • Holger Reile, Konstanz
  • Lesedauer: 3 Min.
Der baden-württembergische Neonazi Armin Schrott arbeitet hauptberuflich in einer Singener Postfiliale. Fraglich ist, wie lange noch. Denn sein Arbeitgeber hatte erst kürzlich erklärt, rechtsextremistische Verhaltensweisen mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln entgegenzutreten.

Armin Schrott ist im Raum Singen, im Süden Baden-Württembergs, kein Unbekannter. Nach eigenen Aussagen trat der heute 45-Jährige 2005 der NPD bei und vertritt seitdem fremdenfeindliche, volksverhetzende und rassistische Thesen. »Unsinnige und kostenintensive Integrationsprojekte« möchte er sofort beenden, die Schweiz ist ihm seit dem Minarettverbot »ein Vorbild«, ließ er die Südwestpresse 2011 auf Nachfrage wissen.

Damals war er NPD-Landtagskandidat für die Wahlkreise Ehingen und Bodensee und Vorsitzender der NPD für den Raum Bodensee-Konstanz. Diesen Job hat dann der bereits wegen mehrerer Delikte rechtskräftig verurteilte Benjamin Hennes übernommen, der als äußerst gewalttätig gilt. Schrott ist nun sein Stellvertreter und zieht wie eh und je im Hintergrund die Fäden. Er pflegt die Kontakte zur rechtsextremen »Kameradschaft Höri Bodensee«, organisiert NPD-Aktionen und Veranstaltungen. Anfang 2013 stopfte er mit seinen Gesinnungsgenossen Briefkästen auf der Höri mit Flugblättern voll, auf denen unter anderem zu lesen war: »Gegen die Anmaßung von Asylbewerbern und der Flüchtlingslobby, die das Asylrecht als Selbstbedienungsladen missbrauchen wollen.«

Bereits am 10. Juni 2012 war die überregional bekannte Anwältin Sylvia Stolz bei den Rechtsextremisten am Bodensee zu Besuch und hielt dort einen Vortrag. Stolz ist mit dem Rechtsextremisten und Holocaustleugner Horst Mahler liiert und wurde 2007 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie unter anderem den Holocaust leugnete und beim Prozess gegen Mahler den Hitlergruß zeigte. Im April 2011 wurde Stolz aus der Haft entlassen und gilt seitdem als beliebte Gastrednerin in der Neonaziszene. Bei ihrem Auftritt am Bodensee soll sie von rund fünfzig »Kameraden« frenetisch gefeiert worden sein. Armin Schrott und Benjamin Hennes leiteten die Veranstaltung.

Wer den Namen Schrott googelt, landet auf der Seite einer Organisation, mit der der Singener NPD-Mann eng kooperiert. Bei »Jagdgeschwader52«, so steht es im Impressum, sitzt Schrott im erweiterten Vorstand. Die »Traditionsgemeinschaft des Jagdgeschwaders 52 e.V.« (JG52) mit Sitz in Tengen-Thalheim glorifiziert die ehemaligen Jagdflieger der NS-Zeit, die mit dazu beigetragen haben, halb Europa in Schutt und Asche zu legen. Auf der Seite der Ewiggestrigen werden auch Inhalte verbreitet, die eindeutig dem rechtsradikalen Lager zuzuordnen sind. Wie vom Heinz Nickel/Medien-Verlag, der auch geschichtsrevisionistische Publikationen des früheren rechtsextremen Schildverlags vertreibt.

Armin Schrotts Aktivitäten haben nun auch seinen Arbeitgeber, die Deutsche Post, hellhörig werden lassen. Aus gutem Grund, denn erst kürzlich verfassten ver.di und Deutsche Post AG eine »gemeinsame Erklärung gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus«. Darin steht beispielsweise auch: »Fremdenfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft (…) sind mit der Kultur und dem Leitbild des Unternehmens nicht vereinbar.« Man werde, so der Text weiter, »rechtsextremistischen Verhaltensweisen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln entgegentreten«. Die Beschäftigten der Post AG werden zudem aufgefordert, »aktiv für den Schutz von Demokratie und Menschenwürde einzutreten und damit ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen«. Der Postbeschäftigte und NPD-Aktivist Armin Schrott hätte diese Erklärung sicher nicht unterschrieben. Nun sind ver.di und Post AG gefordert. Bis spätestens Ende September, so die Auskunft, wolle man im Fall Schrott eine Entscheidung treffen.

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