Den Ferien folgt der Streik
An griechischen Schulen 16 000 Lehrer weniger / Weiter auf Sparkurs
Hintergrund des Protestes sind umfassende Änderungen im griechischen Schulsystem. Sie wurden gerade erst mit den Stimmen der beiden Regierungsparteien Nea Dimokratia und PASOK im Parlament verabschiedet. Damit werden unter anderem die Klassenstärken und Unterrichtsstunden pro Lehrkraft heraufgesetzt. Gleichzeitig wurden die Wochenstunden in vielen Fächern gekürzt, an den berufsbildenden Gymnasien sogar ganze Ausbildungszweige gestrichen. Wer nun beispielsweise den Friseurberuf erlernen will, ist auf den Besuch eines ganz besonders in Krisenzeiten für viele unerschwinglichen privaten Lehrinstitutes angewiesen.
»Nicht wir sind es, die die Schulen schließen«, erläuterte der Vorsitzende des Gewerkschaftsverbandes griechischer Mittel- und Oberschullehrer OLME den Beschluss zum Dauerstreik. Er forderte Schüler und Eltern zur Unterstützung auf. Allein im Vergleich zum Vorjahr gebe es 16 000 Lehrer weniger, während in den vergangenen drei Jahren 1200 schulische Abteilungen geschlossen worden seien, erläuterte Themis Kotsifakis.
Ihr Streik betreffe nicht nur die Angestellten im Bildungswesen, sondern die gesamte Gesellschaft, meinte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Lehrer an privaten Schulen OILE, Michalis Kouroutsos. »Die staatlichen Schulen werden geschlossen und die Filetstücke der Ausbildung an starke wirtschaftliche Konzerne vergeben.« Gleichzeitig würden Arbeitsverhältnisse flexibilisiert und Löhne dramatisch gesenkt, damit die Lehrer an den Privatschulen »ersetzbar, manipulierbar und ständig erpressbar« sind. Die OILE wird sich dem Dauerstreik der Lehrer an den staatlichen Schulen zumindest für die ersten beiden Tage anschließen.
Am Mittwoch und Donnerstag bleiben auch die Grundschulen des Landes geschlossen. Darauf einigte sich die Vollversammlung aller Vorsitzenden der Regionalgewerkschaften der griechischen Grundschullehrer. Für den zweiten Streiktag der Grundschullehrer ist eine neue Vollversammlung der regionalen Gewerkschaftsvorsitzenden geplant auf der weitere Aktionen beschlossen werden sollen.
Bis mindestens Ende der Woche werden auch die staatlichen Hochschulen des Landes bestreikt. Hier wehren sich Studierende, Professoren und Verwaltungsangestellte gemeinsam gegen drastische Einschnitte bei Stellen und Mitteln für die Universitätsbildung.
Bereits in den vergangenen Jahren waren den Hochschulen die Mittel um bis zu 60 Prozent gekürzt worden. Nun sollen zusätzlich etwa 1750 der knapp 6250 Verwaltungsangestellten »eingespart« werden. Die Folgen wären katastrophal, erklärten Vertreter der Verwaltungsangestellten an den Hochschulen von Thessaloniki auf einer Pressekonferenz. Bereits jetzt gebe es beispielsweise an der renommierten Aristoteles Universität der nordgriechischen Metropole nur 750 Verwaltungsangestellte für 2200 Professoren und 70 000 Studierende.
Höhepunkt der neuen Streikwelle gegen die seit drei Jahren von ausländischer Gläubigertroika und einheimischer Regierung angewandte Kürzungspolitik wird ein neuer zweitägiger landesweiter Streik des gesamten öffentlichen Dienstes am Mittwoch und Donnerstag sein.
»Nach diesem September wird nichts so sein, wie es gewesen ist«, heißt es in einem Brief des Lehrergewerkschaftsverbandes OLME an die Schüler. »Diesen entscheidenden Kampf gewinnen entweder die Politik der Troika und der Regierung, die ihr dient, indem sie Verwüstung und Elend auferlegt, oder wir gewinnen ihn und öffnen so den Weg für die Schule der Zukunft, für ein schöpferisches und freies Leben für alle.«
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