Quanto Costa?

Die »Costa Concordia« ist aufgerichtet, die Kosten für die Bergung vor Giglio sind explosionsartig gestiegen

  • Wolf H. Wagner, Florenz
  • Lesedauer: 3 Min.
Costa Concordia - quanto costa (italienisch: Wie teuer?): Die Beseitigung des havarierten Kreuzfahrtschiffes wird eine gesalzene Rechnung nach sich ziehen. Allein die Bergung könnte 700 Millionen Euro kosten. Hinzu kommen die Abwrackung sowie die Kosten für die Wiederherstellung der Umwelt.

Noch vor dem Morgengrauen kam das Aufatmen: Um 4.11 Minuten war das Wrack der Costa Concordia in der Senkrechten, Teil 1 der Mission abgeschlossen. Nun kann die Bergung weitergehen, im Frühjahr 2014 soll das Schiff von Giglio zum Festland geschleppt und dort verschrottet werden. Wie hoch am Ende die Kosten der Bergung sein werden?Keiner weiß es.

Das Aufrichten des Kreuzfahrtschiffes stellt die bislang teuerste Bergung eines Schiffes dar. Die Kosten sind in den Monaten nach dem Unglück vom 13. Januar 2012 explosionsartig gestiegen. Im Frühjahr des vergangenen Jahre war es gelungen, einen Großteil des Treibstoffs abzusaugen. Nach einer ersten Besichtigung des Wracks rechnete man noch mit 230 Millionen Euro für die Bergung des Schiffswracks. Doch schon im Sommer 2012 stiegen die Schätzungen auf 300 Millionen Euro. Aber das ist längst Makulatur. Bis zur Aufrichtung des Schiffes am Dienstag waren bereits Kosten in Höhe von 450 Millionen Euro aufgelaufen. Im krisengeschüttelten Italien läuft der Spruch um: »Costa Concordia - la Concordia costa« (die Concordia kostet). Und weitere Kosten werden folgen.

Costa-Konzernchef Michael Thamm räumte am Tag nach der Aufrichtung der Concordia bereits ein, dass sich die Kosten noch einmal um die Hälfte der bisher ausgegebenen Gelder erhöhen könnten. Experten ergänzten, man könne leicht mit 700 Millionen Euro rechnen müssen, ohne dass das Schiff bereits abgewrackt wurde.

Das Meer muss die Schäden der Havarie verdauen.

Der italienische Regierungschef Enrico Letta machte sich am Dienstag selbst ein Bild von der Lage auf Giglio. Wiederholt betonte er, dass der italienische Steuerzahler nicht für den Schaden aufkommen würde. Letta betonte, dass die Kreuzfahrtunternehmen als auch ihre Versicherung dafür aufkommen müssten. Zwar bestätigten sowohl Costa-Eigner Carnival als auch Costa die Aussage des Regierungschefs. Doch erfahrungsgemäß werden Staat, Region, die Provinz Grosseto und nicht zuletzt die kleine Gemeinde auf der Insel noch genug für die entstandenen Schäden bezahlen müssen.

Schon im Sommer 2012 waren 30 Prozent weniger Touristen als üblich angereist, ein Trend, der sich in diesem Jahr wiederholte. Denn eine Attraktion war das Wrack nur für wenige. Und auch die Fischerei rings um Giglio erlebte erhebliche Einbußen. Weitere werden hinzukommen. Denn es wird Zeit brauchen, bis das Meer um die Insel die Schäden der Havarie verdaut haben wird.

Wie groß die Umweltschäden unmittelbar um das Schiffswrack sein werden, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Taucher und Spezialisten der Umweltbehörden werden den Meeresgrund beurteilen, auf dem die Concordia 20 Monate lag, sobald das Wrack in einer sicheren Position ist. Schätzungen gehen auch da von hohen Kosten aus. Sowohl das italienische Umweltministerium als auch die Region Toskana und die Gemeinde Giglio haben verlangt, dass nach dem Abschleppen der Concordia »der Zustand des Meeres und des Meeresbodens wieder so hergestellt wird, wie er vor dem Unfall war«. Die Rechnung wird gesalzen sein.

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