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Hoffentlich zahlen sich die Millionen aus

Skispringer Andreas Wellinger über Olympia 2014 in Sotschi und München 2022

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 5 Min.

ANDREAS WELLINGER nahm an vier von bisher elf Springen des Sommer-Grand-Prix teil. Dabei stand der gebürtige Ruhpoldinger immer auf dem Podest, zweimal sogar ganz oben. Beim Finale am Donnerstag in Klingenthal sprach »nd« mit dem 18-Jährigen. Der Abiturient, der »im Winter wenig« und »im Sommer relativ selten« in der Schule ist, findet auf der Skisprungschanze aber kaum einen Unterschied zwischen den Jahreszeiten. Sportlich steht er vor einer schwierigen Vorbereitung auf Olympia 2014 und betrachtet die Winterspiele in Sotschi durchaus kritisch. Auf München 2022 freut sich Wellinger, der jetzt schon die Zeit nach dem Sport plant.

nd: Sie sind vor dem Finale beim Sommer-Grand-Prix nur viermal zum Mattenspringen angetreten, konnten dabei zweimal gewinnen. Liegen Ihnen Mattenspringen besonders?
Andreas Wellinger: Die Wettbewerbe im Sommer und im Winter nähern sich immer mehr an. Die Anlaufspuren sind genauso schnell, und das Material wie Ski, Bindung und Anzug stimmen im Sommer und Winter überein. Der einzige Unterschied ist die Atmosphäre. Zum Skispringen gehört nach der Tradition Schnee - und nicht 30 Grad im Schatten.

Haben Sie deshalb im Sommer trotz Ihrer guten Ergebnisse nur vier Springen absolviert?
Nein. Das hat unser Bundestrainer Werner Schuster so festgelegt. Die Flüge nach Japan und Kasachstan waren zu weit. Die Zeit haben wir lieber für ein intensives Training genutzt, um uns auf die Wintersaison vorzubereiten.

Sie gehen in Berchtesgaden auf das Sportgymnasium. Wo trainieren Sie im Sommer?
Die Schanze in Berchtesgaden ist zwar schon älter, ist aber mit Matten belegt. Zum Training reicht sie mir allemal. Ich springe dann lieber auf einer älteren Schanze als eine Stunde mit dem Auto zur nächsten fahren zu müssen. So kann ich viel Zeit für die Schule sparen.

Am 23./24. November wird die Olympiasaison mit dem Weltcupspringen in Klingenthal eröffnet. Sehen Sie durch den Sommer-Grand-Prix einen Heimvorteil?
Nicht durch den Sommer-Grand-Prix. Den Heimvorteil finde ich deshalb gut, weil in Klingenthal immer prima Stimmung herrscht und wir gleich mit dem richtigen Schwung in die Saison gehen können. Cool finde ich, dass die Klingenthaler Schnee aus dem letzten Jahr konserviert haben und dem Wettbewerb, auch wenn es nicht schneit, dadurch nichts im Wege steht.

Sie stammen aus Ruhpolding. In dieser Hochburg des Biathlons zieht es die meisten Kinder zu dieser Sportart. War Biathlon für Sie nicht reizvoll?
Meine Eltern sind Alpine Skifans. Dadurch war ich schon als Dreijähriger mit auf der Piste. Es hat mir Spaß gemacht, über kleine Hügel zu springen. Das war mein Sport. Dann war ich erst Kombinierer. Aber ehrlich gesagt, das Laufen ist nicht mein Ding. Im Springen war ich immer viel besser. Mit 15 Jahren habe ich mich dann auf das Springen konzentriert.

Wie bekommen Sie Olympiavorbereitung und Schule auf die Reihe?
Es ist schwer, aber es geht, wenn man das will. Im Winter bin ich wenig und im Sommer relativ selten in der Schule. Ich habe deshalb eine Schulverlängerung bis 2015 erhalten. Ich will unbedingt das Abitur schaffen, denn es ist mein festes Ziel, ein Studium in einem technischen Fach aufzunehmen. Es gibt auch ein Leben nach dem Sport.

Wie sieht ihre Olympiavorbereitung konkret aus?
Ich werde gut trainieren, um mich für Sotschi zu qualifizieren. Es wäre für mich ein riesiger Erfolg, bei Olympia dabeizusein. Wenn es nicht klappt, dann geht das Leben weiter. Vielleicht bekommen wir ja 2022 die Spiele für München. Ich bin jung genug, um auch in neun Jahren noch eine Chance zu haben. München wäre super, weil fast alle Sportanlagen schon vorhanden sind über die immer geredet wird.

Sie kennen die Schanzen von Sotschi, standen dort nach dem Springen von der Normalschanze sogar auf dem Podest. Macht Ihnen das Mut für die Spiele?
Irgendwie schon. Ich muss aber erst einmal dorthinkommen. Die gesamte Sprunganlage in Sotschi ist beeindruckend. Die kleine Schanze ist jedoch gewöhnungsbedürftig. Da wird man ziemlich hoch hinaus katapultiert, um dann recht hart zu landen. Wenn man in Sotschi die Anlagen sieht, ist das schon gigantisch. Wirtschaftlich mache ich mir da aber schon Gedanken, denn dort wurden viele, viele Millionen investiert. Hoffentlich zahlen sich die Millionen für den Sport und das Land aus.

Ist es für Sie von Vorteil, wenn sie in einer Mannschaft mit den Schanzen-Oldies Michael Neumayer und Martin Schmitt springen?
Wir sind eine verschworene Gemeinschaft. Natürlich kann ich von Athleten lernen, die schon 15 oder 16 Jahre im Weltcup mitmischen. Andererseits bringen wir Jungen frischen Wind in die Truppe. Auch das ist wichtig für den Zusammenhalt.

Sie haben mit dem Team die Goldmedaille bei den Olympischen Jugendspielen gewonnen. Sind das Vorschusslorbeeren?
Überhaupt nicht. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Bei Jugend-Olympia sind nur Gleichaltrige. Bei Olympia trifft sich die Weltelite. Die Jugendspiele finde ich aber trotzdem gut, weil sie ein großes Erlebnis für uns junge Sportler sind.

Wer sind für Sie die Favoriten bei den Olympischen Winterspielen 2014?
Da wage ich keine konkrete Voraussage. Natürlich gehören die üblichen Verdächtigen zu den Favoriten. Aber aus meiner Sicht sind bei den Olympischen Spielen in Sotschi 30 bis 40 Springer in der Lage, zu gewinnen.

Wie verbringen Sie ihre Freizeit?
Davon bleibt nicht viel. Am liebsten unternehme ich etwas mit Freunden: ins Kino gehen oder ein Heimspiel des FC Bayern München anschauen. Ich bin Bayern-Fan. In der Disco sieht man mich eher seltener. Ich bin mit dem Sport, der Schule, den Trainingslagern und Reisen wirklich gut ausgelastet.

Interview: Manfred Hönel

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