Lager proppenvoll mit Spenden für Flutopfer

Neuer Bedarf zum Ende der Aufbauphase?

  • Dörthe Hein, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Spendenbereitschaft während der Flut im Sommer war groß. Schnell füllten sich Turnhallen und Sammelstellen in Sachsen-Anhalt mit Sachspenden. Vielfach warten noch immer Elektrogeräte, Kleidung und Möbel auf ihre Verwendung.

Fischbeck/Schönebeck. Niemand hat die Spenden registriert und gezählt - fest steht nur: Auch mehr als drei Monate nach der Flut sind viele Lager noch reichlich gefüllt mit Kleidung, Elektrogeräten, Geschirr und Möbeln. Das ergab eine dpa-Umfrage. »Die Spendenlager sind immer noch proppenvoll«, sagte Werner Meinschien, Spendenkoordinator der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land in Sachsen-Anhalt. »Es wird immer wieder nachgeliefert aus allen Richtungen.«

Hilfe für Hartz VI-Bezieher

Der große Bedarf an Spenden sei auf der anderen Seite inzwischen etwas abgeebbt, erklärte Meinschien. Grundsätzlich sei er aber noch auf Monate da - schließlich müssten viele Familien den Winter in Notwohnungen verbringen, weil ihre Häuser noch nicht wiederhergestellt sind.

Weil die Lager so voll seien, könnten sich inzwischen nicht mehr nur Flutopfer bei der Kleidung bedienen, sondern inzwischen auch andere Bedürftige wie Hartz IV-Bezieher, so Meinschien. Bei neu angebotenen Spenden achte die Gemeinde genau darauf, dass nur sehr gut erhaltene Ware oder ganz Neues angeliefert werde. Zur Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land gehören unter anderem die Gemeinden Klietz, Kamern, Schönhausen und Wust-Fischbeck.

Der Spendenkoordinator der Einheitsgemeinde Stadt Barby, Thomas Scheunemann, sagte: »Unser Spendenlager in Groß Rosenburg platzt aus allen Nähten.« Insgesamt habe die Gemeinde Spenden in der Größenordnung von rund 20 40-Tonnen-Lastern erhalten. Das meiste sei vergeben. Noch immer kämen jeden Tag Menschen, um Gegenstände abzuholen. Auch in Groß Rosenburg können sich alle Bedürftigen bedienen. »Das gilt aber nur für Gebrauchtwaren, und wir achten darauf, dass niemand fünf Kaffeemaschinen abholt oder jeden Tag Kleidung«, erklärte Scheunemann. Neuware, von der Couch bis zum Kühlschrank, bleibe den Flutopfern vorbehalten. Weil viele mit dem Bauen noch nicht fertig seien, sei reservierte Ware eingelagert.

Vereinzelt gingen auch immer noch Spenden ein, sagte Scheunemann. Kürzlich habe er Waschmaschinen, Schrankwände und Betten entgegengenommen. Mindestens bis Ende des Jahres soll das Lager in einer leer stehenden Schule in Groß Rosenburg betrieben werden.

Der Salzlandkreis will sein Sachspendenlager in Schönebeck nur noch bis zum 18. Oktober betreiben. »Es sind noch ausreichende Bestände an Kleidung, Wäsche und Geschirr vorhanden«, teilte ein Sprecher mit. Was aus den übriggebliebenen Spenden wird, sei noch nicht geklärt. Möbel nahm der Kreis früh schon nicht mehr an - die Lagerkapazitäten waren nicht da. Eine Internet-Spendenbörse für große Möbel gibt es bis heute.

Das DRK koordinierte

Weiter elbaufwärts in Aken ist im Spendenlager noch sehr viel Kleidung vorhanden, sagte Stadtrat Klaus Hummel. Der Großteil der Möbel sei im Laufe des Monats August abgeholt worden, als viele Menschen wieder in ihre Wohnungen zurückgekehrt seien. Das Spendenlager in Aken werde voraussichtlich noch bis Ende Oktober geöffnet bleiben. Was dann noch übrig sei, werde in ein Lager nach Köthen gebracht.

Das Deutsche Rote Kreuz hat vor allem die Sachspenden koordiniert, als die Flut noch die Orte, Felder und Straßen überschwemmte. DRK-Landesgeschäftsführer Rainer Kleibs: »Die Wiederaufbauphase beginnt gerade erst. Es ist damit zu rechnen, dass bei bestimmten Artikeln der Bedarf noch die nächsten Monate vorhanden ist, etwa bei Möbeln.«

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.