Hoffen auf Hiobs Botschaft
Ingolf Bossenz über Canossa light und die Kirche der Erbauung
Nun hat sich - endlich - auch Claudia Roth geäußert. »Prunksucht in diesem Ausmaße« stehe in krassem Widerspruch zum Namen des neuen Papstes, schalt die scheidende Grünenchefin den Bischof von Limburg. Wobei Roth offen ließ, bis zu welchem Ausmaß Prunksucht mit dem Namen des neuen Papstes vereinbar sei und warum eine solche Vereinbarkeit überhaupt von Bedeutung ist. Allerdings steht die konfessionslose Roth mit ihrem hoffend-harrenden Blick Richtung Rom nicht allein. Denn nur von dort kann die Lösung der zu einer der gefühlt größten Krisen des deutschen Katholizismus sich ausweitenden Hausbau-Affäre kommen.
Franz-Peter Tebartz-van Elst ist von der Lahn an den Tiber gereist und wartet darauf, von Papst Franziskus empfangen zu werden. Wie einst Heinrich IV. vor der Burg Canossa. Allerdings ohne härenes Gewand und bislang ohne erkennbare Reue. Der Bischof von Limburg, vom Papst in sein Amt gesetzt, kann auch nur von diesem daraus entfernt werden. Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen - diese Botschaft Hiobs, wenn sie denn aus Rom käme, wäre ausnahmsweise keine Hiobsbotschaft.
Indes zeigt die Zuspitzung der Causa Limburg wieder einmal die groteske Situation des Verhältnisses Kirche-Staat in Deutschland. Eine ausländische Macht (denn um eine solche handelt es sich beim Heiligen Stuhl) setzt hierzulande ihre Statthalter ein, deren durchaus auskömmliche Gehälter dann mit deutschen Steuergeldern finanziert werden. So legen es mit den christlichen Großkirchen geschlossene Konkordate und Staatskirchenverträge fest. Zusammen mit den darüber hinaus reichlich fließenden Staatsleistungen und Subventionen lässt sich so eine Menge Kies anhäufen, der dann der Erbauung dient. Schließlich gehört Erbauung zu den wichtigsten Aufgaben der Kirche. Da kann es natürlich passieren, dass - wie derzeit an der Lahn - die Gläubigen von einer Erbauung nicht gar so erbaut sind. Machen können sie allerdings nix. Was ebenso auf die Steuerzahler, ja, selbst auf die Kirchensteuerzahler, zutrifft.
Die Frage der Investitur, also der Einsetzung Geistlicher in ihr Amt, wurde bereits im 12. Jahrhundert geklärt. Seither heißt es in diesen Fragen: Roma locuta, causa finita. Rom hat gesprochen, der Fall ist beendet. Der Rest ist, zumindest in Deutschland, Schweigen. Schweigen darüber, wer aufkommt für den Unterhalt der investierten Satrapen. Zwar kann es im Zeitalter des Internets jeder anders wissen: Aber der Glaube, die Knechte Gottes seien abhängig von der Kirchensteuer, die zudem für den Betrieb zahlloser Wohltätigkeitseinrichtungen diene, ist offenbar unzerstörbar. Dieser Glaube versetzt zwar keine Berge, aber die Kirche immerhin in die komfortable Lage, eine Debatte wie die Limburger auf einem Level zu halten, der jede grundsätzliche Auseinandersetzung über die Verfilzung von Staat und Kirche vermeidet.
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