Der tägliche Hunger
Mehr als eine Milliarde Menschen leiden an chronischer Unterernährung
Berlin. Weltweit wird genügend Nahrung produziert, um die Menschheit zu ernähren. Trotzdem stirbt noch immer alle fünf Sekunden ein Kind an Unterernährung. An diesen andauernden Skandal wird am heutigen Welternährungstag erinnert.
Nach Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) waren im Zeitraum 2011 bis 2013 weltweit 842 Millionen Menschen chronisch unterernährt, darunter 827 Millionen Menschen in Entwicklungsländern. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass die Zahl der Hungernden erheblich größer ist und bei über einer Milliarde liegt, da die FAO die zum Überleben notwendige Mindestkalorienzahl zu niedrig ansetze.
Gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln protestierte am Dienstag ein Aktionsbündnis im Bankenviertel in Frankfurt am Main. Zwei symbolische Mini-Türme sollten darauf hinweisen, dass die beiden größten deutschen Finanzinstitute - die Deutsche Bank und der Versicherungskonzern Allianz - besonders stark mit Agrarrohstoffen spekulieren. Die Allianz habe an den Börsen mehr als 6,2 Milliarden Euro in solchen Finanzprodukten angelegt, sagte David Hachfeld, Handelsexperte bei Oxfam Deutschland. Bei der Deutschen Bank seien es 4,5 Milliarden. Die Spekulation treibe die Preise von Nahrungsmitteln in die Höhe und bewirke, dass »sich viele Menschen nicht mehr ausreichend ernähren können und hungern müssen«, kritisierte der Tote-Hosen-Gitarrist Michael Breitkopf. »Der Hunger auf der Welt ist kein Naturgesetz und kann beendet werden«, betonte Jan Urhahn vom Netzwerk Inkota. »Niemand braucht Finanzprodukte, mit denen auf Kosten der Ärmsten Profit gemacht wird.«
Der Entwicklungspolitiker der Linksfraktion im Bundestag Niema Movassat forderte die Bundesregierung auf, das Thema ernst zu nehmen. »Wir müssen endlich umverteilen, weltweit, und zwar von oben nach unten und nicht umgekehrt«, erklärte Movassat in Berlin. nd Seiten 2 und 3
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.