Schulessen im Härtetest

Was an Grundschulen künftig auf den Teller kommt, entscheiden Eltern, Lehrer und Schüler

  • Johannes Kulms
  • Lesedauer: 3 Min.
Letztes Jahr hatten verseuchte Erdbeeren im Schulessen eine Massenerkrankung ausgelöst. Der Preisdruck war groß, die Qualität dementsprechend schlecht. Jetzt soll alles besser werden.

Kaum zurück aus den Herbstferien, beginnt für einige Berliner Schüler ein spannendes Projekt. Sie bilden gemeinsam mit Elternvertretern sogenannte Testjurys fürs Schulessen und können buchstäblich vorkosten. Die Eltern müssen deshalb mehr für die Mahlzeiten bezahlen, aber nur so lasse sich die Qualität auch steigern, hatten die Caterer vorgerechnet. Was sie demnächst auftischen wollen, wird nun probiert. Nach dem Willen der Senatsverwaltung für Bildung soll dieser Paradigmenwechsel beim Schulessen die Akzeptanz der Schülerverpflegung steigern. Den Auftakt machten in den vergangenen Tagen Grundschulen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf.

Das Schulessen ist spätestens seit Herbst 2012 ein sensibles Thema in der Hauptstadt. Damals waren mehrere Tausend Berliner Kinder durch die Mahlzeiten an ihren Schulen an Brechdurchfall erkrankt. Ursache waren Tiefkühlerdbeeren aus China, die mit Noroviren verseucht waren. Seitdem hat die Senatsbildungsverwaltung angekündigt, für mehr Qualität auf den Tellern der Schüler zu sorgen. Künftig solle nicht mehr der Preiswettbewerb, sondern der Wettbewerb um die Qualität entscheidend sein, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) Ende September.

Das Land Berlin bezuschusst zu einem Drittel die Mahlzeiten, deren Festpreis künftig von 1,98 auf 3,25 Euro steigen wird. Die Eltern müssen dadurch 37 statt bisher 23 Euro im Monat für die Schulverpflegung berappen. Doch auch das Land hebt seinen Zuschuss deutlich von 10,4 Millionen Euro auf 19,5 Millionen Euro an. Für den höheren Preis sollen die Caterer auch bessere und gesündere Nahrungsmittel bieten. Die Senatsverwaltung schreibt zukünftigen Caterern etwa einen bestimmten Anteil von Frischobst und Gemüse pro Mahlzeit vor. Zudem müssen mindestens 15 Prozent des Angebots aus ökologischer Produktion kommen.

Die Testjurys erfüllen einen wichtigen Zweck, sagt Sabine Schulz-Grewe, Leiterin der »Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung«. Die Einrichtung war 2002 als unabhängige Initiative von Eltern im Bezirk Pankow gegründet worden, um die Verpflegungsangebote an dortigen Grundschulen zu verbessern. »Im Vergleich zu vorher ist das eine große Chance«, betont sie mit Blick auf das neue Mitspracherecht von Eltern und Kindern. Die drei- bis sechsköpfigen Gremien sollen Menüs von unterschiedlichen Caterern vorkosten, wobei jede Schule eine eigene Jury haben wird. Bei manchen Schulen bewerbe sich nur ein Caterer, bei anderen könnte es auch fünf sein, sagte die Vorsitzende der Vernetzungsstelle. »Die Jurymitglieder werden dann ein eigenes Meinungsbild erarbeiten«. Diese Beurteilungen gingen anschließend an die bezirklichen Schulämter. Diese entscheiden in der ersten Dezemberwoche darüber, welcher Caterer den Zuschlag erhält.

Das Urteil der Testjurys hat Gewicht: Zu 50 Prozent bildet es die Entscheidungsgrundlage bei den Schulämtern. Von Februar 2014 an sollen diese dann mit der Auslieferung der Gerichte an die Berliner Schulen beginnen können. dpa

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