Gold und Geld außer Reichweite
Amateurboxer setzen positiven Trend bei der WM fort und klagen doch über Finanzprobleme
Zwei Bronzemedaillen, sieben Kämpfer im Achtelfinale: Die deutschen Amateurboxer haben bei den Weltmeisterschaften in Almaty für eine positive Bilanz gesorgt und den leichten Aufwärtstrend fortgesetzt. Vor allem die Leistungen von Weltergewichtler Arajik Marutyan (Schwerin) und Superschwergewichtler Erik Pfeifer (Lohne) sorgten für gute Stimmung.
Beide hatten das Halbfinale am Freitagnachmittag erreicht und damit schon jeweils die Bronzemedaille sicher gehabt. Marutyan unterlag im Semifinale des Weltergewichts jedoch trotz eines offensiv geführten Kampfs dem Olympiafünften Danjar Jeleussinow aus Kasachstan einstimmig mit 0:3. Jeder Punktrichter wertete alle drei Runden für den Lokalmatadoren. »Ich hab verloren, deshalb bin ich nicht zufrieden. Dass alle drei Punktrichter 3:0 werten, hätte ich nicht gedacht«, sagte Marutyan. Für den 21-jährigen Vizeeuropameister blieb es damit bei Bronze. »Für meine erste WM kann man schon stolz sein.«
Eine gute Stunde später hatte auch Pfeifer gegen einen Kasachen das Nachsehen. Der Lohner verlor im Superschwergewicht ebenfalls mit 0:3 gegen den um einen Kopf größeren Iwan Dytschko. »Beide haben sich gegen starke Gegner durchgesetzt und gezeigt, dass die Vorbereitung richtig war«, resümierte Jürgen Kyas, Präsident des Deutschen Boxsportverbandes (DBV) die WM der beiden Vorzeigeathleten. Eine dritte Medaille sei möglich, ja sogar notwendig gewesen. »Stefan Härtel hat im Mittelgewicht den Sieg im Viertelfinale verschenkt«, ärgerte sich der Präsident. Härtel hatte in den ersten Runden die nötige Aggressivität gegen den Engländer Anthony Fowler vermissen lassen und verlor am Ende knapp mit 1:2.
Auch in der Breite überzeugte die deutsche Staffel. Sieben Kämpfer erreichten das Achtelfinale. Eine gute Quote, die auch von anderen Nationen registriert wurde. »Wir wurden hier plötzlich wieder zu den besten zehn Nationen gezählt. Das macht uns stolz«, sagte Kyas, der die Pleiten bei Olympia 2008 und 2012, als man keine Medaille gewonnen hatte, noch nicht vergessen hat.
Neue Magenschmerzen bereitet den Verbandsoberen die finanzielle Ausstattung ihres Sports. »Wenn man in der Weltspitze mitboxen will, benötigt man Geld«, stellte Kyas klar. Da es im deutschen Sport derzeit an nötigen Finanzmitteln aber fehle, befürchtet Kyas weitere Einsparungen. »Das können wir im Boxverband nicht leisten. Das wäre eine Katastrophe«, sagte der DBV-Präsident.
Angst, dass ihm die besten Boxer nun erneut aus der Riege entfliehen, muss der Verband dieses Mal nicht haben. Athleten wie Pfeifer sind mit langfristigen Verträgen für das neue Profiprogramm des Weltverbandes AIBA ausgestattet. Sie verdienen gutes Geld und brauchen sich nicht unbedingt einem Profistall anzuschließen. Dennoch haben einige von denen ihre Fühler ausgestreckt. »Ich beobachte diese WM mit großem Interesse«, sagte Kalle Sauerland vom gleichnamigen Profistall. SID
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