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Der längste Kampf wurde neu angesetzt
Siegprämie für Jörg Brummer / Anika Schulze und Andreas Karnopp überraschten Von Jochen Fischer
Aus Lehm war der Dohyo, wie der im Durchmesser 7,27 m große Ring der Sumoto auf japanisch heißt, in der Berliner Erika-Hess-Eissporthalle nicht. Indes stabil genug war er, um die Hünen um Jörg Brummer (Frankfurt/Oder), Torsten Scheibler (Berlin) und Alexander Czerwinski (Rostock) zu tragen. Zum Tachiai, wie der Kampfbeginn bei den Sumos bezeichnet wird, wurden die drei aber in unterschiedlichem Maße gerufen. Die Konkurrenz aus neun Ländern war bei den 4. German Open nämlich so stark, dass der Einzug in die Finalrunde beileibe kein Spaziergang war.
Im letzten Kampf des Abends in der Kategorie «Open Männer», für die 32 Ak tive gemeldet hatten, kam es dann doch zu einem deutschen Finale zwischen Brummer und Czerwinski. Die Siegprämie holte sich der Frankfurter, der bei WM schon einen kompletten Medaillensatz gewonnen hatte. Für den Rostocker Tankstellenbesitzer Czerwinski war es schon ein Er folg, überhaupt bis ins Finale vorgedrungen zu sein, wo er aber noch immer unter den Nachwehen einer Verletzung litt.
Der Berliner Torsten Scheibler hatte sich im Open Gewinnchancen ausgerechnet. Im Viertelfinale scheiterte er jedoch an Jacek Jaracz (Polen), den er zwar gekonnt aufs Kreuz legte. Dabei hatte er jedoch soviel Schwung geholt, dass er einen Fuß im Bruchteil einer Sekunde eher aus der runden Kampffläche (4,55 m Durchmesser) hatte, als Jaracz am Boden lag.
Beide, Scheibler und Czerwinski, ver bindet auch ein gemeinsames Erlebnis oder wohl besser ein gemeinsamer Här tetest. Anlässlich der 8. Weltmeister schaften im Dezember 1999 in Riesa waren beide vom japanischen Fernsehen zu eine Steak-Essen eingeladen worden. Seinerzeit war Scheibler der Bessere. Er schaffte die zwei Kilogramm Gebratenes, Czerwinski 200 Gramm weniger.
Den wohl längsten Kampf des Turniers gab es in der Klasse bis 85 kg zwischen dem Schweizer Mark Haldi und dem Esten Anti Peet. Eigentlich gibt es beim Sumo keine vorgeschriebene Wettkampfzeit, da die meisten Begegnungen ohnehin nicht länger als eine Minute dauern. Haldi und Peet aber bissen sich fest. Als der Kampf schon über zwei Minuten währte, brachen die vier Kampfrichter ihn ab und setzten ihn neu an. Im Handumdrehen entschied der Este dann das Duell für sich.
Gewinner dieser Kategorie wurde jedoch der Berliner Andreas Karnopp aus der Kampfschule Klostergarten gegen den starken Norweger Matin Dalsbotten. Da strahlte Sumo-Nationaltrainer Reinhard Bunk, der den Mann zu Hause auch betreut: «Ein Talent, von dem bei weiterem Fleiß noch einiges zu hören sein wird.»
Im Limit unter 115 kg unterlag der Rostocker Sebastian Mader zwar dem Esten Aap Uspenski, aber mit dem zweiten Platz bei den German Open offenbarte er ein bemerkenswertes Leistungspotential. Die Kategorie der schwersten Männer (über 115 kg) entschied der Pole Robert Paczkow für sich, obwohl in diesem Finale alle mit einem Sieg des dreifachen Europameisters Torsten Scheibler gerechnet hatten. Das Glück war ihm aber an diesem Abend nicht hold.
Eine Überraschung gab es bei den Frauen in der 80-kg-Klasse. Die Brandenburgerin Anika Schulze, die hier ihren ersten größeren Wettkampf bestritt, gewann. Sie schlug die Bronzemedaillengewinnerin von Riesa und mehrfache Ger man-Open-Siegerin Astrid Lixenfeld (Braunschweig) mit einem sehenswerten Hüftwurf. «Ich kann das noch nicht fassen, kommentierte Anika ihren Erfolg.
Viel Lob für die gute Organisation, die hohen sportlichen Leistungen und das begeisterungsfähige Berliner Publikum zollte Günter Romenath, Präsident der Europäischen Sumo-Union, den 4. Ger man Open in Berlin. »Das Turnier hat sich verdientermaßen einen Platz im internationalen Terminkalender erobert.«
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