Das Publikum war begeistert, immer wieder gab es Szenenapplaus, als die singende Polizistengruppe »Die kleinen Hühner mit Haaren an den großen Eiern« auf der Bühne stand. Die polizeilichen Sängerknaben erhielten den ersten Preis für den »besten Text« beim Song-Wettbewerb der spanischen Exklave Ceuta, der jedes Jahr im Karneval stattfindet. Dabei hatten sie Muslime als Tiere bezeichnet: »Ich suchte in einem Biologiebuch/ob die Türken/Muslime vernünftige Lebewesen sind/aber diese Leute sind wie Rinder/meine Zweifel waren berechtigt/sie sind alle Tiere«. Aus diesem Grund würden die Polizisten gerne »Tierärzte« sein, da »so viele schreiende Kälber« in Ceuta ein »gutes Auskommen« bedeuteten. Noch geschmackloser war es, als sie von »Hitlers schlechter Arbeit« sangen, der »mit den Juden die Falschen« erwischt habe, und jeder im Saal wusste, dass in den Gaskammern besser Muslime gestanden hätten. Am Ende appellierten die Polizisten ans Publikum, in Zukunft auf Kondome zu verzichten, um die Bevölkerung wieder »auszugleichen«.
In Ceuta sind knapp die Hälfte aller Einwohner Muslime. Rassismus und Xenophobie nannten einige erzürnte Leserbriefschreiber diesen Ausfall in der Lokalzeitung. Die Oppositionspartei »Demokratische Union der Ceutis« will vor Gericht gehen, um eine öffentliche Entschuldigung der Veranstalter zu erwirken. Abselam Hamadi von der islamischen Gemeinde sprach von einer »Schande« und dass »einige die Meinungs- und Redefreiheit ausnützen, um eine ganze Kultur zu attackieren und zu beleidigen«. Für alle ist unverständlich, wie so etwas unter der offiziellen Schirmherrschaft der Stadt stattfinden konnte.
Der Eklat beim Karneval ist letztendlich nicht verwunderlich für eine Stadt, in der die Straßen noch die Namen alter Führer der faschistischen Falange tragen. Beim Fasching, der auch in Südspanien gerne ausgelassen gefeiert wird, dachte man unter dem Schutz der Narrenkappe ungezwungen die »Wahrheit« sagen zu können.
»Ceuta ist eine rassistische Stadt«, hatte Maria Antonia Granados, die Leiterin des ärztlichen Notdienstes, noch im Oktober letzten Jahres erklärt, nachdem schwarzafrikanische Immigranten die Grenze gestürmt hatten. Sie könne die Bewohner nicht mehr hören, wie sie in Bars und Restaurants abfällig über die »Neger« sprächen. Granados war nach dem Bekanntwerden ihrer Äußerungen noch am selben Tag fristlos entlassen worden. Den singenden Polizisten und den Verantwortlichen der Stadt wird dies sicherlich nicht widerfahren. Nach einem vielleicht wochen- oder monatelangen Prozess müssen sie sich bestenfalls entschuldigen.
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