Protest gegen Anschlag auf Jüdisches Zentrum in Pinneberg
500 Menschen gehen gegen Antisemitismus auf die Sraße / Demonstrationszug nach Streit um Flüchtlingsplitik des Senats in Hamburg geteilt
Pinneberg. Rund 500 Menschen haben am Freitagabend in Pinneberg bei Hamburg gegen den Anschlag auf das Jüdische Zentrum der Stadt demonstriert. Unbekannte Täter hatten in der Nacht auf den 10. November versucht, in die Gemeinderäume einzudringen, waren aber am Sicherheitsglas der Eingangstür gescheitert.
Allerdings kam es gleich zu Beginn der Demo zu Spannungen, als linke Gruppen mit Hinweis auf die Flüchtlingspolitik des Hamburger Senats lautstarke Kritik an der SPD äußerten. Mitglieder der Jüdischen Gemeinde teilten daraufhin den Demonstrationszug.
Der Anschlag, so Wolfgang Seibert, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, sollte die Gemeinde verängstigen. Stattdessen werde aber die Gegenwehr nur stärker. Es sei falsch, Nazis mit Ratten zu vergleichen, denn Ratten seien intelligent und zeigten Sozialverhalten. Seibert kritisierte die Flüchtlingspolitik des Senats. Aufgrund seiner Vergangenheit habe Deutschland eine besondere Verantwortung für Flüchtlinge.
Walter Blender, Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinde, sieht in dem Anschlag auch einen Angriff auf die Demokratie. Es sei bei dem Protest wichtig, Gesicht zu zeigen und demokratische Spielregeln einzuhalten. Der evangelische Pastor Friedemann Magaard erinnerte daran, dass viele Christen in der Pogromnacht vor 75 Jahren geschwiegen hätten. Dies sei heute anders. Zu den Teilnehmern zählte auch Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg (parteilos).
Vertreter aus Kirche und Politik hatten den Anschlag bereits zuvor kritisiert. Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner (SPD) hatte den Tatort am Dienstag besucht. Die Staatsanwaltschaft hat für die Ergreifung der Täter inzwischen eine Belohnung von 1.500 Euro, ein Mitglied der jüdischen Gemeinde weitere 1.000 Euro ausgesetzt. Der Staatsschutz ermittelt.
Die Tat fiel auf den Jahrestag der Pogromnacht der Nazis vor 75 Jahren. In der Nacht zum 10. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen. Geschäfte jüdischer Mitbürger wurden von SA und SS geplündert und zerstört, ihre Inhaber misshandelt und ermordet. epd/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.