Schwarz-rotes Durchwurschteln

Lena Tietgen zur Bildungspolitik der Großen Koalition

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Entgegen allen Beteuerungen im Wahlkampf hat die SPD bei den Koalitionsverhandlungen in puncto Bildung Verschlechterungen in Kauf genommen. Erwartungsgemäß konzentriert sich der Vertrag auf die Hochschulpolitik, verspricht sogar, wenn auch indirekt, die Lockerung des Kooperationsverbots. Hie und da erwähnte man den Ausbau der Ganztagsschulen. Kein Wort zu den Kosten der Inklusion, der Schulstrukturreform, der Lehrerfortbildung. Lediglich sechs Milliarden Euro stehen den Ländern für Bildung zur Verfügung. Geld, das sich sowohl auf die Stärkung der Hochschulen samt Exzellenzinitiative, der Aus- und Weiterbildung, der Schulbildung und frühkindliche Bildung erstreckt. Dem Konkurrenzkampf sind damit Türen und Toren geöffnet.

Vielerorts wird der Koalition schon jetzt Stillstand vorausgesagt. Dies gilt auch für die Bildungspolitik. Statt ein inklusives Schulsystem systematisch aufzubauen, ein Ganztagsschulprogramm zu entwickeln, die Lehrerbildung zu reformieren und der Qualität frühkindlicher Bildung den Vorrang zu geben, wird weiter auf ein Durchwurschteln gesetzt.

Stillstand gibt es im Leben aber nicht, schon gar nicht innerhalb eines so dynamischen Wirtschaftssystems wie des kapitalistischen. Wenn nicht flächendeckend die Bildung ausreichend finanziert wird, kommt es zu Verwerfungen innerhalb der Bundesländer und der Kommunen. Dort, wo entsprechender privater Wohlstand herrscht, werden zunehmend private Subventionen für eine gute Bildung sorgen. Zu befürchten ist, dass in jenen Regionen und Milieus, in denen dem privaten Engagement mangels finanzieller Masse Grenzen gesetzt sind, Verwahrlosung um sich greifen wird.

Bildung ist das Scharnier der Gesellschaft, über das sozialer Aufstieg möglich ist. Die Sozialdemokratie müsste das eigentlich wissen. Deren Funktionäre aber leben offensichtlich in ihrer eigenen, geschichtsvergessenen Welt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -