Rebellen kontra Regierung - Südsudan vor Zerreißprobe
Kämpfe in dem jungen afrikanischen Staat drohen zum Bürgerkrieg zu eskalieren / Ausländer verlassen das Land
Juba. Die südsudanesische Regierung hat am Montag versucht, zwei von Rebellen gehaltene Bundesstaaten zurückzuerobern. Die Sudanesische Volksbefreiungsbewegung (SPLM) sei Sonntagnacht (Ortszeit) nach Jonglei und in das ölreiche Unity entsandt worden, teilten Regierungsvertreter mit. Beide Bundesstaaten waren erst vergangene Woche von den Rebellen, die loyal zum früheren Vizepräsidenten Riek Machar stehen, erobert worden. Trotz der Truppenentsendung bleibe die Regierung gegenüber den Rebellen aber verhandlungsbereit, sagte der südsudanesische Außenminister Barnaba Marial.
Hintergrund der kürzlich ausgebrochenen Unruhen ist ein Machtkampf von Präsident Salva Kiir mit seinem im Juli entlassenen Stellvertreter Riek Machar. In Südsudan leben mehrere verfeindete Bevölkerungsgruppen. Kiir gehört der größten Gruppe, den Dinka, an. Diese dominieren die Regierungspartei und frühere Rebellentruppe SPLM. Sein Rivale Machar ist dagegen ein Angehöriger der Lou Nuer. Es wird befürchtet, dass sich die Kämpfe zu einem Bürgerkrieg ethnischer Gruppen ausweiten.
Der BBC sagte Machar, er führe die Rebellen an. Das Bundesland Unity sei vollständig unter seiner Kontrolle. Zugleich erklärte er seine Bereitschaft zu Verhandlungen. Voraussetzung sei allerdings die Freilassung inhaftierter Weggefährten. Kurz nach Beginn der blutigen Unruhen waren mehrere frühere Minister festgenommen worden. Machar sei derweil mit seiner Frau am Wochenende in das Dorf Adok in Unity geflohen, sagte Informationsminister Michael Makuei. Es wurde ein Treffen Kiirs mit Rebecca Garang erwartet. Rebecca Garang ist die Witwe des 2005 bei einem Hubschrauberunglück ums Leben gekommenen ersten südsudanesischen Präsidenten John Garang. Dieser hatte gemeinsam mit Kiir die SPLM gegründet. Seine Witwe unterstützt allerdings Machar.
Derweil liefen die internationalen Rückholaktionen auf Hochtouren. Die Vereinten Nationen bringen alle nicht dringend benötigten Mitarbeiter ins benachbarte Uganda in Sicherheit. Der britische Außenminister William Hague rief seine Landsleute zum Verlassen des Landes auf.
Das US-Außenministerium teilte am Sonntagabend mit, man habe inzwischen etwa 380 US-Bürger und rund 300 Bürger anderer Länder ausgeflogen. Sie seien mit Charter- und Militärmaschinen nach Nairobi oder an andere sichere Orte gebracht worden. Kenia hat Truppen in die Region Jonglei entsandt, um 1600 Kenianer heim zu holen. Deutschland hat seine Bürger bereits ausgeflogen.
Südsudan war erst 2011 nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg vom Sudan unabhängig geworden. Trotz reicher Ölvorkommen leben die meisten Menschen in extremer Armut. dpa/nd
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