Feldstudie am Umschlagplatz
Berliner Grüne erarbeiten Antrag für Coffeeshop
»Friedrichshain-Kreuzberg beschließt Coffeeshop am Görlitzer Park«, hieß es Ende November 2013. Eine sehr voreilige Betitelung der Tatsache, dass die Grünen im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ein Modellprojekt auf den Weg bringen wollen. Zur Zeit ist eine Arbeitsgruppe damit beschäftigt, einen Antrag auf die Erlaubnis der kontrollierten und lizenzierten Abgabe von Cannabisprodukten vorzubereiten, der beim zuständigen Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingereicht werden soll. Linkspartei, Piraten und SPD hatten dem Vorschlag der Grünen zugestimmt. Ihren Vorschlag begründete Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann damit, dem illegalen Drogenhandel an Orten wie dem Görlitzer Park etwas entgegen setzen zu wollen.
Grundlage für den Antrag soll »eine Art Feldstudie« sein, wie Benedikt Lux, Sprecher für Drogen- und Suchtpolitik der Grünenfraktion im Abgeordnetenhaus, es beschreibt. Gemeinsam mit Anwohnern, ansässigen Suchthilfeträgern, Drogenexperten, der Polizei und Politikern soll der Antrag gründlich vorbereitet werden. »Das Bundesamt macht bekanntlich nur selten Ausnahmen, und dann auch nur für medizinische Zwecke«, so Lux.
Der Görlitzer Park ist über Berlin hinaus als Drogenumschlagplatz bekannt. Allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres führte die Polizei dort 113 Razzien durch. 561 Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet, hauptsächlich wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittel- sowie das Aufenthaltsgesetz.
Die CDU lehnt den Vorstoß der Grünen ab. Gesundheitssenator Mario Czaja hält einen Coffeeshop für den falschen Weg. Parteikollege und Innensenator Frank Henkel sagte allerdings auch: »Nur mit Razzien wird sich die Szene nicht verdrängen lassen. Um den Park langfristig zu stabilisieren, braucht es weitaus mehr als Polizei.«
Mit dem Motto »Mach den Dealer arbeitslos« begrüßten beispielsweise die Berliner Jungen Liberalen (JuLis) das Vorhaben in Friedrichshain-Kreuzberg. »Der Konsum von Cannabis ist gesellschaftliche Realität. Der Erwerb von Hanf muss endlich legalisiert werden«, sagte der Landesvorsitzende Mitja Schulz.
Bis der Antrag an das Bundesamt fertig ist, dauert es indes noch. »Lieber Gründlichkeit als Schnelligkeit«, sagt Grünenpolitiker Lux.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!