Käfer frisst Windschutz
Drittem Tourneespringen in Innsbruck droht die Absage
Er ist kaum einen Zentimeter groß, doch sein Äußeres sollte nicht über seine Gefräßigkeit hinwegtäuschen. Der Borkenkäfer frisst sich seit einigen Jahren genüsslich durch den Bergisel-Wald. Die dadurch verursachten Schäden sorgen vor allem bei Förstern und Waldbesitzern für Kopfzerbrechen, doch nun könnte auch die dritte Etappe der Vierschanzentournee in Innsbruck dem kleinen Krabbler zum Opfer fallen. Bisher diente das Waldgebiet als natürlicher Windschutz. Da sich der Borkenkäfer seit längerem im Bergisel-Wald wohlfühlt, hatten die Tourneeveranstalter unlängst reagiert und ein Windnetz an der Skisprunganlage montiert, um einen fairen und sicheren Wettbewerb für die Springer zu garantieren.
Doch sollten die Wetterprognosen der Innsbrucker Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik eintreffen, dann bringt auch die beste Windschutzanlage nicht viel. Die Meteorologen haben für den heutigen Wettkampftag einen Föhnsturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern vorhergesagt. »In der Nacht auf Samstag wird der Wind stark anziehen, und sich auf dem Bergisel bis zum Orkan entwickeln«, sagte Wetterexpertin Monika Weis der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Auf der Mannschaftsführersitzung am Donnerstag loteten die Veranstalter und FIS-Renndirektor Walter Hofer mögliche Alternativen aus. Eine endgültige Entscheidung gab es noch nicht. Man werde unmittelbar vor Wettkampfbeginn entscheiden, teilte Hofer mit. Zwar könnte das Springen theoretisch auch am Sonntag nachgeholt werden, doch als wahrscheinlicher gilt eine Verlegung des Innsbruck-Springens nach Bischofshofen, wo dann zwei Wettkämpfe stattfinden würden.
Neu wäre solch eine Entscheidung nicht: Bereits 2008 musste wegen eines Sturms das Springen am Bergisel-Wald verlegt werden. Ärgerlich wäre letztere Option vor allem für die Fans. Die Skisprungarena in Innsbruck ist mit 22 150 Zuschauern ausverkauft.
Zumindest die Qualifikation am gestrigen Freitag fand ohne Windprobleme statt. Erfreulich aus deutscher Sicht: Alle sieben DSV-Adler qualifizierten sich für den Wettbewerb. Den weitesten Flug landete mit 127 Metern Marinus Kraus, der damit den vierten Platz belegte. Der derzeit tourneeführende Österreicher Thomas Diethart sprang hinter dem Norweger Anders Fannemel auf den zweiten Rang.
Erwartungsgemäß nicht dabei ist Martin Schmitt. Der 35-jährige DSV-Adler war von Skisprungbundestrainer Werner Schuster nach dem enttäuschenden 27. Platz beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen aus dem Kader gestrichen worden.
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