Träumen von einem Sieg in Sotschi

Biathlon-Weltmeisterin Darja Domratschewa aus Belarus im Interview

  • Lesedauer: 2 Min.
Darja Domratschewa war schon zweimal Weltmeisterin, doch mit Oberhof schloss sie erst 2014 ihren Frieden. Mit zwei* Siegen dominierte die 27-Jährige die Weltcupwettbewerbe im Thüringer Wald. Mit Oliver Händler sprach sie über alte Fehler, die Krankheit ihres Trainers und Träume für Sotschi.

nd: Sie hatten an Oberhof sehr schlechte Erinnerungen. In Führung liegend schossen sie einmal im falschen Anschlag, ein anderes Mal auf die falschen Scheiben. Doch 2014 gewinnen Sie plötzlich zwei* Rennen. Sind Sie nun ein Fan Oberhofs?
Domratschewa: Ja, ich mag Oberhof jetzt. Normalerweise war mir der Ort gar nicht sympathisch, doch mir fiel schon am Freitag auf, dass ich komischer Weise gar keine schlechten Gefühle mehr mit diesem Ort verbinde. Also dachte ich mir, warum soll ich daraus keinen Ort der guten Emotionen machen. Als als ich im Verfolger als Erste loslief, und mir alle so laut zujubelten, bekam ich gleich mal Gänsehaut. Ich sagte mir: Lauf schnell! Dann kannst Du das im Ziel noch mal erleben. Es hat geklappt: die Gänsehaut kam wieder. Nun ist Oberhof in doppelter Hinsicht speziell für mich.

Hat Sie Ihr Trainer Klaus Siebert vor dem Verfolgungsrennen an die Reihenfolge der Liegend- und Stehendschießen erinnert?
Ja, hat er wirklich gemacht. Und das ganze Team hat wieder herzlich darüber gelacht.

Er war Ende 2010 an Krebs erkrankt. Hatte sein Kampf gegen die Krankheit auch einen Einfluss auf Sie persönlich?
Natürlich. Als die Nachricht kam, war das ein Schock für uns alle. Doch ich erinnere mich auch noch, als wir Anfang 2011 hier in Oberhof überraschend Staffeldritte wurden, haben wir ihm das gute Resultat gewidmet. Er ist ein wirklich starker Mann. Die Situation erforderte großes körperliches und auch mentales Durchhaltevermögen. Jetzt sieht er gut aus, doch er muss sich regelmäßig testen lassen. Wir hoffen alle, dass er gesund bleibt.

Können Sie eigentlich in Belarus trainieren?
Nein, da liegt derzeit kein Schnee. Da ist ein Training unmöglich.

Also kommen Sie vor Olympia gar nicht mehr nach Hause?
Nein, leider nicht.

Bei Weltmeisterschaften und Olympia waren bislang immer andere vor Ihnen, erst Magdalena Neuner, dann Tora Berger? Denken Sie: In diesem Jahr werden Sie in Sotschi dominieren?
Ich kann leider keine Prognosen stellen, höchstens ein bisschen davon träumen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!