Sexualschaffner
Heute: Jasper von Altenbockum
Jasper von Altenbockum könnte ein glücklicher Mann sein. Seine Kanzlerin ordnet ihm die Welt, wie es ihm gefällt; seine CDU wird zehn Jahre lang durchregieren; und in seinem gemütlichen »FAZ«-Büro kann der einstudierte Politredakteur jene Form des Liberalismus pflegen, die niemals mit ihren eigenen Widersprüchen konfrontiert wird. Wenn es da nicht die Sexualität gäbe! Den todverfallenen Fleischtanz!
Ihn zu geißeln und zu zwiebeln, vor allem aber für das »FAZ«-Publikum richtiges und falsches Pflöckeln streng zu scheiden, das ist ein undankbares Geschäft, er weiß es, er wird dafür nicht geliebt, doch einer muss es tun. Mit soldatischer Härte gingen er und seine Freunde von der Illustrierten »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« mit Pädophilen ins Gericht, veröffentlichten gar Chat-Protokolle solcherart Triebhafter, die die tapferen Redakteure unter Qualen, mit ekelverzerrtem Gesicht abgetippt hatten, und auch den Freunden der Homo-Ehe winkte Altenbockum mit dem dicken Zeigefinger: So nicht! Quidquid agis! Subaqua, subaqua!
Doch denkt der Sexus (Sex) daran, sich ihm, Altenbockum zuliebe, zurückzuhalten? Nein! Es wird alles nur noch viel rolliger und sündiger! Brünstig hält ihm da beispielsweise ein Homo-Fürst namens Hitzlsperger die Backen hin, in der Tagesschau, eine wahre »Rocky Horror Hitzlsperger Show« sah Altenbockum da aufflackern. Warum lassen sie ihn nicht einfach in Ruhe, die Perversen, warum müssen sie ihn so gnadenlos anschwulen? »Es sollte in Deutschland nicht so weit kommen, dass Mut dazu gehört zu sagen: ›Ich bin heterosexuell, und das ist auch gut so‹«, weinte Altenbockum, und noch weniger dazu, dass eine schwule Ledergestapo vorbeikommt, ihm die Frau stiehlt und ihn dafür mit Hitzlsperger zwangsverheiratet. Gegen dieses wie auch jedes andere selbstausgedachte Horrorszenario wird Altenbockum stets sein donnerndes »J’accuse« halten, und wie jeder, dessen scheckheftgepflegte Toleranz genau dann zusammenklappt, wenn er sie mal benutzen müsste, fühlt Altenbockum sich allein schon von der Vermutung in seiner Ehre gekränkt, mit ebenjener Toleranz könne es so weit nicht her sein: »Für die große Mehrheit der Deutschen, die mit Homosexuellen so normal umgeht wie mit Heterosexuellen, ist das ein Schlag ins Gesicht.«
Bitte, liebe Homos, hört auf, Herrn von Altenbockum ins Gesicht zu schlagen. Egal mit welchem Körperteil! Denn im Dunkel der Geschlechtlichkeit, in diesem Ozean wogender geiler Leiber, braucht es ihn, einen Platzanweiser, der uns sagt, wo wir uns auf wen zu setzen haben. Er bringt ein großes Opfer, dieser erste Sexualschaffner des Landes. Man lege ihm keine allzu schweren Glieder in den Weg.
Das kann weg! Leo Fischer war Chefredakteur des Nachrichtenmagazins »Titanic«. An dieser Stelle kümmert er sich vierzehntägig um den liegengelassenen Politikmüll und dessen sachgemäße Entsorgung. Seine Kolumne finden Sie auch hier: dasND.de/kannweg
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