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Dreckige Schule stand kurz vor der Schließung

Gesundheitsamt wollte Friedrichshainer Grundschule wegen katastrophaler Hygienezustände dicht machen

Vor Weihnachten war die Situation an der Grundschule am Friedrichshain unerträglich geworden. Das Gesundheitsamt wurde eingeschaltet und drohte mit Schließung. Gestern war der Prüftermin.

Noch vor ein paar Tagen lagen Staubflusen zentimeterdick in Klassenräumen und auf den Fluren. Die Toiletten befanden sich in einem katastrophalen Zustand, in einzelnen Waschbecken war vom Weiß der Keramik nicht mehr viel zu erkennen.

Am Montagvormittag dann der bereits angekündigte Besuch vom Gesundheitsamt: Die Schule darf weiter ihren Betrieb aufrechterhalten, bestätigt Schulleiterin Uta Johst-Schrader. Von einer Teilschließung wurde erst einmal abgesehen, nachdem die zuständige Reinigungsfirma am Wochenende die längst überfällige Grundreinigung, die einmal im Jahr vorgeschrieben ist, vollständig beendete. Die Schulaufsicht hatte sich im Dezember eingeschaltet, nachdem sich die Schule bereits im Sommer mit einer Mängelliste an das zuständige Bezirksamt wandte, weil die Grundreinigung nur teilweise durchgeführt wurde. Kurz vor Weihnachten kam das Gesundheitsamt das erste Mal vorbei. Der Zustand, insbesondere der Sanitärbereiche, sei so besorgniserregend, dass eine Infektionsgefahr nicht auszuschließen sei, hieß es. Schließlich ordnete das Amt eine Nachprüfung am 13. Januar an. Eine Begehung der Turnhalle steht am Dienstag noch aus. Dann wird feststehen, ob das Gebäude, das auch von Vereinen genutzt wird, weiter geöffnet bleiben darf, denn auch dort sieht es nicht besser aus. Seit einem Jahr hat es keine vorgeschriebene Grundreinigung gegeben. »Insgesamt aber haben wir jetzt erst einmal den Normalzustand wiederhergestellt«, sagt Schulleiterin Johst-Schrader.

Teilweise hatten Lehrer den Putzdienst in ihren Klassenräumen selbst übernommen. Die zum Lehrplan gehörende Hygieneerziehung - zum Beispiel das richtige Zähneputzen - konnte beim Zustand der Toilettenräume von den Lehrern nicht mehr geleistet werden, erzählt Johst-Schrader. Vor einigen Jahren noch lief es besser, sagt sie. Da hatten die Mitarbeiter der Reinigungsfirma Putz-Zeit aus dem Bezirk Schöneberg aber mehr gearbeitet, als eigentlich vereinbart war. »Das vom Bezirksamt eingekaufte Leistungsverzeichnis reicht nur mit höchsten Anstrengungen aus, um Hygienestandards zu erfüllen«, heißt es in einer Stellungnahme der Firma. Wenn dann auch noch zusätzliche Horträume dazukämen und der Vertrag von Seiten des Bezirks nicht aufgestockt würde, dann ist es »uns nicht mehr zeitlich möglich, die Reinigung zu 100 Prozent zu erbringen«.

Der zuständige Bildungsstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Peter Beckers (SPD), lässt über seinen Pressesprecher mitteilen, dass das Grundproblem bei der vom Land vorgeschriebenen Auftragsvergabe an den günstigsten Anbieter läge. »Wir nehmen die Sorgen der Eltern sehr ernst«, sagt Sprecher Sascha Langenbach. Anfang Februar soll es Gespräche zwischen dem Bezirk, Eltern, Schulen und Experten der Vergabestelle geben. Der Bezirk plant, neue Qualitätskriterien bei den Ausschreibungen festzulegen. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund soll wegen oftmals nicht gezahlter Mindestlöhne einbezogen werden, so Langenbach.

Die Grundschule am Friedrichshain ist mit dem Hygieneproblem nicht allein. Auch drei weitere Schulen im Bezirk klagen über eklatante Mängel bei der Gebäudereinigung.

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