Auf dem Weg zum Drogenstaat
Mohnanbaufläche um ein Vielfaches gewachsen
Wahington. Seit dem Beginn der NATO-geführten Militärintervention in Afghanistan im Jahr 2001 hat sich die Anbaufläche von Mohn für die Drogenproduktion vervielfacht. Afghanistan drohe sich in einen Staat der Drogenkriminalität zu verwandeln, warnte der vom US-Kongress ernannte Generalinspekteur für den Wiederaufbau in Afghanistan, John Sopko, in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Zu Beginn des Einsatzes in Afghanistan habe es rund 8000 Hektar Mohnanbaufläche gegeben, inzwischen seien es 209 000 Hektar. Das wäre das 26-Fache der ursprünglichen Fläche.
Sopko bestätigte damit einen Bericht des UN-Büro zur Bekämpfung von Drogen und Kriminalität (UNODC), das für Afghanistan den höchsten Wert seit Beginn seiner Erhebungen im Jahre 1994 festgestellt hatte. Das Land am Hindukusch ist derzeit der weltgrößte Opiumproduzent, weit vor Myanmar (Burma), das in den 90er Jahren die Spitzenposition einnahm. Seit der Jahrtausendwende ging die Produktion in Südostasien jedoch zurück. Auch in Myanmar wird Schlafmohn vor allem in unruhigen Gebieten angebaut, in denen Guerillatruppen seit Jahrzehnten gegen die Zentralregierung kämpfen.
John Sopko schrieb in seinem Afghanistan-Bericht: »So gut wie jeder, mit dem ich gesprochen habe, schätzt die Lage als düster ein und sieht wenig Chancen für eine Besserung im Jahr 2014 oder darüber hinaus.« Weder die Vereinigten Staaten noch die afghanische Regierung scheinen nach Meinung des Kongressbeauftragten »eine klare Strategie zur effizienten Bekämpfung des Drogenhandels zu haben«.
Dabei seien seit dem Jahr 2002 sieben Milliarden Dollar (rund 5,1 Milliarden Euro) in Anti-Drogen-Projekte geflossen, schrieb Sopko weiter. Zudem seien drei Milliarden Dollar in landwirtschaftliche Projekte gesteckt worden, die den afghanischen Landwirten Alternativen zum Mohnanbau aufzeigen sollten.
Die Einnahmen aus dem Drogenhandel gelangen zu einem großen Teil in die Hände der radikalislamischen Taliban. Die Vermarktung der Drogen ist in vielfacher Weise mit kriminellen Aktivitäten verknüpft, unter anderem durch Schmuggel, Erpressung, Abpressen von Abgaben und Geiselnahmen. Die Einnahmen der Taliban aus dem Drogenhandel werden auf jährlich bis zu 400 Millionen Dollar geschätzt.
Aus Afghanistan gelangt das aus dem Rohopium gewonnene Heroin über die zentralasiatischen Staaten nach Russland und über die sogenannte Balkan-Route - über Iran, Irak, die Türkei, den Balkan oder das Mittelmeer - nach Mittel- und Westeuropa. AFP/nd
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