Auf dem Weg zum Drogenstaat

Mohnanbaufläche um ein Vielfaches gewachsen

  • Lesedauer: 3 Min.

Wahington. Seit dem Beginn der NATO-geführten Militärintervention in Afghanistan im Jahr 2001 hat sich die Anbaufläche von Mohn für die Drogenproduktion vervielfacht. Afghanistan drohe sich in einen Staat der Drogenkriminalität zu verwandeln, warnte der vom US-Kongress ernannte Generalinspekteur für den Wiederaufbau in Afghanistan, John Sopko, in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Zu Beginn des Einsatzes in Afghanistan habe es rund 8000 Hektar Mohnanbaufläche gegeben, inzwischen seien es 209 000 Hektar. Das wäre das 26-Fache der ursprünglichen Fläche.

Sopko bestätigte damit einen Bericht des UN-Büro zur Bekämpfung von Drogen und Kriminalität (UNODC), das für Afghanistan den höchsten Wert seit Beginn seiner Erhebungen im Jahre 1994 festgestellt hatte. Das Land am Hindukusch ist derzeit der weltgrößte Opiumproduzent, weit vor Myanmar (Burma), das in den 90er Jahren die Spitzenposition einnahm. Seit der Jahrtausendwende ging die Produktion in Südostasien jedoch zurück. Auch in Myanmar wird Schlafmohn vor allem in unruhigen Gebieten angebaut, in denen Guerillatruppen seit Jahrzehnten gegen die Zentralregierung kämpfen.

John Sopko schrieb in seinem Afghanistan-Bericht: »So gut wie jeder, mit dem ich gesprochen habe, schätzt die Lage als düster ein und sieht wenig Chancen für eine Besserung im Jahr 2014 oder darüber hinaus.« Weder die Vereinigten Staaten noch die afghanische Regierung scheinen nach Meinung des Kongressbeauftragten »eine klare Strategie zur effizienten Bekämpfung des Drogenhandels zu haben«.

Dabei seien seit dem Jahr 2002 sieben Milliarden Dollar (rund 5,1 Milliarden Euro) in Anti-Drogen-Projekte geflossen, schrieb Sopko weiter. Zudem seien drei Milliarden Dollar in landwirtschaftliche Projekte gesteckt worden, die den afghanischen Landwirten Alternativen zum Mohnanbau aufzeigen sollten.

Die Einnahmen aus dem Drogenhandel gelangen zu einem großen Teil in die Hände der radikalislamischen Taliban. Die Vermarktung der Drogen ist in vielfacher Weise mit kriminellen Aktivitäten verknüpft, unter anderem durch Schmuggel, Erpressung, Abpressen von Abgaben und Geiselnahmen. Die Einnahmen der Taliban aus dem Drogenhandel werden auf jährlich bis zu 400 Millionen Dollar geschätzt.

Aus Afghanistan gelangt das aus dem Rohopium gewonnene Heroin über die zentralasiatischen Staaten nach Russland und über die sogenannte Balkan-Route - über Iran, Irak, die Türkei, den Balkan oder das Mittelmeer - nach Mittel- und Westeuropa. AFP/nd

Weiterlesen:

Schwimmbäder in Kabul
Die Welthungerhilfe will trotz verschlechterter Sicherheitslage ihre Arbeit in Afghanistan fortsetzen

Gefährlicher Trend: Taliban verstärken ihre Angriffe
Bei einem NATO-Bombardement unweit von Kabul starben sieben Kinder und eine Frau

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.