Technik und Teppich

Sächsische Theaterfirmen sind weltweit aktiv

  • Gisela Bauer und Jörg Schurig
  • Lesedauer: 3 Min.

Dresden. Ob »Wilhelm Tell« in Zürich, »Hänsel und Gretel« in Paris oder »Tannhäuser« in Bayreuth: Berühmte Werke der Theater- und Opernliteratur werden heute auf »sächsischen Böden« inszeniert. Die Design-Teppich-Manufaktur Schönfeld in Crimmitschau ist nach Angaben von Geschäftsführerin Heike Schönfeld der einzige Hersteller speziell ausgerüsteter handgewebter Bühnenteppiche. Zu ihren Auftraggebern gehören neben Theatern in halb Europa auch Fernsehsender und Museen. »Von den großen Opernhäusern der Welt fehlen nur noch die New Yorker Met und Sydney«, resümiert die gelernte Innenarchitektin stolz und macht gleichzeitig deutlich, wohin die Reise am liebsten noch gehen sollte.

Angefangen hat alles 1972. »Meine Eltern hatten auf der Leipziger Grassi-Messe einen Wandbehang mit geknüpften Sisalfransen ausgestellt. Diesen sah der Leiter der Leipziger Oper, der genau so etwas für die Bühne suchte«, erzählt Schönfeld. Auch zu DDR-Zeiten gab es Anfragen aus dem Westen, doch erst nach dem Mauerfall wurde das internationale Geschäft zum wichtigsten Standbein. Das Besondere an den Teppichen ist das Material: Sisal und Jute wirken aus der Ferne ziemlich echt als Rasen, Misthaufen oder Schnee.

Auch bei der SBS-Bühnentechnik GmbH in Dresden träumt man von Sydney. Wenn in diesem Jahr die Ausschreibung zur Sanierung der Bühnentechnik im weltbekannten Opernhaus der australischen Metropole erfolgt, wollen die Dresdner den Zuschlag erhalten. Die Referenzen des Unternehmens sprechen für sich. Ob nun das Royal Opera House Covent Garden in London, das Mariinsky Theater in St. Petersburg oder das Königliche Opernhaus im Sultanat Oman: Für viele Bühnen in aller Welt hat SBS Obermaschinerien, Hubpodien und deren Steuerungstechnik geliefert. Auf internationalem Parkett zählt der mittelständische Betrieb mit rund 180 Beschäftigten inzwischen zu den »Global Players«.

Vor allem in China haben die Sachsen zuletzt viele Bühnen ausgerüstet. Nirgendwo sonst entstehen so viele Musentempel. Da die Chinesen Meister der Nachahmung sind, liefert SBS als Partner inzwischen oft nur noch die Steuerungstechnik. »Die chinesischen Firmen haben China für sich reserviert«, sagt SBS-Gesellschafter Manfred Freimüller. Trotzdem unterhalte man zu dortigen Unternehmen der Branche gute Beziehungen. Vor allem im Entertainment-Bereich sieht Freimüller noch Potenzial. In China seien für Vergnügungsparks Theaterbauten gigantischen Ausmaßes geplant:

Momentan schickt SBS Bühnentechnik für einen Bau im sibirischen Surgut auf die Reise. Gasproduzent Surgutneftegaz spendiert der Stadt ein Theater: »Die Oligarchen tun etwas für die Kultur«, meint Freimüller und schmunzelt. In Astana hat SBS das größte Opernhaus Zentralasiens bestückt und seitdem nur Lobeshymnen gehört: »Das ist ein schönes Gefühl, wenn die eigene Technik jeden Tag läuft«, sagt der 64 Jahre alte Ingenieur. 1998 hatte Freimüller mit anderen SBS per Management Buy-out erworben. Seit Langem schreibt der Betrieb mit firmeneigener Kindertagesstätte »gute schwarze Zahlen«.

Manchmal wird der Gesellschafter auf schöne Weise von der eigenen Geschichte eingeholt: Als SBS 2010 die Bühnentechnik im legendären Teatro Colon in Buenos Aires erneuerte, fand er ein Schild der Firma Kelle & Hildebrandt aus Dresden. Sie hatte schon in den 1920er Jahren die Technik für das Colon geliefert. Aus dieser Firma ging später SBS hervor. dpa/nd

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