Putin will keine Hilfe von Obama
USA planen Evakuierungen aus Sotschi im Terrorfall
Russlands Präsident Wladimir Putin und sein US-amerikanischer Amtskollege Barack Obama haben in einem Telefonat erneut die Sicherheit bei den Olympischen Winterspielen erörtert, die am 7. Februar im Schwarzmeer-Kurort Sotschi eröffnet werden. Das Thema stand bereits bei einem früheren Telefonat der beiden Staatschefs Anfang Januar auf der Agenda, meldet der Pressedienst des Kremls. Obama hatte Russland dabei Hilfe der US-amerikanischen Geheimdienste »im Notfall« angeboten.
Unmittelbarer Anlass war ein Doppelanschlag im südrussischen Wolgograd Ende Dezember, bei dem 34 Menschen getötet und über 70 verletzt worden waren. Auch Pentagon-Chef Chuck Hagel hatte dazu mit Russlands Verteidigungsminister telefoniert, Sergei Schoigu und Putin lehnten das Angebot höflich aber bestimmt ab: Russland werde mit einschlägigen Bedrohungen allein fertig und habe auch die dazu nötigen Erfahrungen.
Das Sicherheitsaufgebot in Sotschi wird in der Tat beeindruckend sein. Während der Spiele und bei den Paralympics im März werden in Sotschi und dessen Umland insgesamt 40 000 Geheimdienstmitarbeiter und Polizisten, darunter auf Extremismusbekämpfung gedrillte Spezialeinheiten, im Einsatz sein. Die Austragungsstätten werden aus der Luft von Drohnen überwacht, sogar hochmoderne Boden-Luft-Raketen stehen bereit.
Den USA reicht das offenbar nicht. Lokale Medien in Sotschi berichten von zwei US-Kriegsschiffen, die bereits in das Schwarze Meer eingelaufen sind. Sie kreuzen nun in internationalen Gewässern auf Abruf, um in einer akuten Gefährdungssituation US-Bürger evakuieren zu können. Die russische Küste sollen sie jedoch nur dann ansteuern, wenn Moskau offiziell darum nachsucht. Zu ihrer Unterstützung würden auch US-Flugzeuge in Deutschland stationiert, die Sotschi innerhalb von zwei Stunden erreichen können.
Laut dem Internetportal blog.sochi will auch das amerikanische Ski- und Snowboardteam auf Nummer sicher gehen und hat dazu eine private Sicherheitsfirma unter Vertag genommen, die während des »Arabischen Frühlings« Erfahrungen bei der Evakuierung US-amerikanischer Bürger sammelte. Dafür stehen in Russland fünf Flugzeuge zur Verfügung, die jeweils 200 Personen transportieren können.
Washington will sogar FBI-Mitarbeiter nach Moskau und Sotschi versetzen. Sie sollen den russischen Kollegen bei der Verhütung von Terroranschlägen helfen. Dienstag hatten russische Medien von vier potenziellen Attentäterinnen berichtet, die bereits in Sotschi seien. Eine sei sogar namentlich bekannt, Aufrufe an die Bevölkerung um Mithilfe bei der Fahndung hängen mit Fotos in Hotels und auf Bahnhöfen aus.
Währenddessen bestätigte der Deutsche Olympische Sportbund, dass er wie andere NOKs auch eine Terrordrohung erhalten habe. Die E-Mail sehe man aber gelassen, erklärte Sprecher Christian Klaue. »Wir haben auf die allgemeine DOSB-Adresse mehrmals dieselbe Mail mit unspezifischen allgemeinen Warnungen erhalten. Es scheint sich um eine Rundmail zu handeln.«
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