Angela Davis

Frauen-Geschichte(n)

  • Rudolf Walther
  • Lesedauer: 2 Min.

Außer Ernesto Che Guevara und Rudi Dutschke haben nach 1945 nur wenige Menschen aus der weltweiten Linken so viel Enthusiasmus und Zustimmung, aber auch Ablehnung und Hass hervorgerufen wie die vor 70 Jahren, am 26. Januar 1944, im rassistischen Süden der USA geborene Angela Davis. Sie wurde bekannt für ihren Kampf um die Emanzipation der Schwarzen und der Frauen, aber auch für ihren Protest gegen die verbrecherische Kriegsführung der USA in Vietnam.

Ihr Doktorvater war Herbert Marcuse, der sie motivierte, auch bei Theodor W.Adorno, Max Horkheimer, Oskar Negt und Jürgen Habermas in Frankfurt am Main zu studieren. Nach ihrer Rückkehr in die USA war Ronald Reagan Gouverneur in Kalifornien. Er intervenierte vergeblich gegen ihre Berufung als Professorin. Als schwarze Frau, militante Intellektuelle, Bürgerrechtlerin, Kommunistin und Pazifistin versammelte sie so ziemlich alles, was konservative Amerikaner und nachkriegsnormalisierte Deutsche bis heute als feindlich identifizieren.

1970 interessierte sich auch das FBI für Angela Davis, weil sie im (falschen) Verdacht stand, bei der Beschaffung von Waffen für die Befreiung eines schwarzen Bürgerrechtlers beteiligt gewesen zu sein. Sie verbrachte 16 Monate in U-Haft, bevor im Februar 1972 der Prozess begann, in dessen Verlauf sie freigesprochen wurde. Noch während des Prozesses veranstaltete das »Sozialistische Büro« im Juni 1972 in Frankfurt am Main einen Angela-Davis-Solidaritätskongress, den Negt, Marcuse und Wolfgang Abendroth organisierten.

Auch die DDR-Führung wurde auf die militante Pazifistin aufmerksam und lud sie nach dem Freispruch zunächst zu einer DDR-Kampagne gegen den Vietnamkrieg und 1973 zu den Weltfestspielen der Jugend und Studenten ein. Tausende von der mutigen Afroamerikanerin begeisterte und von der FDJ ermunterte Schüler schickten ihr unter dem Motto »Eine Million Rosen für Angela Davis« selbstbemalte Postkarten, die heute im Universitätsarchiv in Stanford lagern. Sie wurde zum Politstar der internationalen Protest- und Friedensbewegung, sah sich selbst aber nicht als Ikone, zu der sie die Medien machten. Instrumentalisieren ließ sie sich von keiner Seite. Seit 1975 lehrt sie an US-Universitäten, seit 1991 engagiert sie sich in den »Commitees of Correspondence for Democracy and Socialism« sowie für die Rechte von Strafgefangenen. Im Gegensatz zu vielen Westlinken beugte sie sich nie dem Zeitgeist und nennt sich nach wie vor Revolutionärin und Kommunistin.

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