Auf leisen Sohlen auf den Thron
Roland Etzel über die schleichende Rückkehr Ägyptens zur Mubarak-Zeit
Wieder ist Abdel Fattah al-Sisi der Macht ein Stück näher gerückt; besser: dem Amt, das sie legitimiert. Wenngleich Ägyptens starker Mann sich noch ziert, lässt er doch gleichzeitig keinen Zweifel daran, wie die Sache ausgehen soll: der Chef des Militärrates als Erretter der ägyptischen Nation vor dem Chaos einer Muslimbrüderherrschaft und deren täglichem Terror.
Seit Wochen gibt es tödliche Anschläge in Ägypten. Ohne dass entsprechende Beweise vorgelegt worden wären, werden sie den Siegern der Wahlen 2011/12 angehängt, vor allem dem gewählten Präsidenten Mursi. Nicht nur die ägyptischen Medien machen dabei mit, was keine sonderliche Überraschung darstellt. Eher schon, dass auch die zahlreichen arabischen Intellektuellen inner- und außerhalb des Nillandes, die die Helden der Demokratieeroberung vom Kairoer Tahrirplatz nicht genug loben konnten, sich bis heute beharrlich weigern, die stillschweigende Rücknahme der von den Ägyptern erkämpften Freiheiten zur Kenntnis zu nehmen.
Gut möglich, dass schon zum Ende dieses Jahres alles wieder so ist wie Ende 2010: Oppositionelle sitzen im Gefängnis, ihre Parteien sind verboten, der Präsident ist ein - dann ehemaliger - General und die Armee ist per Gesetz die höchste Instanz im Staate und nicht nur nebenbei das mächtigste Wirtschaftsunternehmen. Alles wie unter Mubarak - nur ohne ihn.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.