Österreicher feiert Heimsieg in Berlin

Robert Bartko verhilft bei seinem Abschied Andreas Müller zum ersten Sixdays-Erfolg

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 3 Min.
Andreas Müller und Kenny De Ketele haben das Berliner Sechstagerennen gewonnen. Erst kurz vor Schluss gingen sie in Führung.

Ein Sechstage-Rennen ist erst auf dem Zielstrich der letzten Jagd entschieden. Diese Erfahrung mussten am Dienstag zwei Minuten vor Mitternacht der Rosenheimer Leif Lampater und der Belgier Jasper De Buyst machen. Das Duo hatte von der ersten Wertung am Starttag geführt und war 1800 Runden lang der Konkurrenz vor der Nase herumgeprescht. Ihre Fotos wurden in den Onlineredaktionen schon auf die Bildschirme geholt, um die Nachricht von den Siegern in Windeseile zu verbreiten. Doch auf den letzten Metern waren plötzlich alle virtuellen Vorbereitungen Makulatur. 15 Runden vor Schluss witterten Andreas Müller und dessen belgischer Partner Kenny De Ketele Morgenluft. »Das Feld schien müde. Robert Bartko hatte mit seinen Gewaltrunden alle platt gefahren. Da haben wir es noch einmal versucht. Fünf Runden vor Schluss war ich sicher. Wir holen den Rundengewinn. Unter dem Jubel der 12 000 Fans spürst du sogar die Schmerzen nicht mehr«, strahlte Müller.

Der 34-Jährige tritt für Österreich in die Pedale, obwohl er immer in seiner Geburtsstadt Berlin lebte. Müller besuchte hier das Sportgymnasium und startete bis 2008 für Deutschland. »In dieser Zeit ging im deutschen Bahnradsport einiges durcheinander. Ich bewarb mich deshalb um die österreichische Staatsbürgerschaft und erhielt einen Pass. Seitdem starte ich für Österreich«, berichtete Müller nach seinem ersten Sieg im 71. Sechstagerennen.

Leif Lampater, dem mit Partner De Buyst drei Runden vor Schluss die Führung weggeschnappt wurde, konnte seine Enttäuschung nicht verbergen: »Wir haben fünfeinhalb Tage die Spitze behauptet. Da ist es schon ärgerlich, wenn die Krönung nicht klappt. Robert Bartko hat noch einmal alles ausgepackt, was er drauf hat. Da bin ihm fast böse.«

Der angesprochene 38-jährige Doppelolympiasieger zeigte Mitgefühl für seinen Konkurrenten: »Ich verstehe Leif, aber mein Partner Theo und ich sind nicht die großen Sprinter, also mussten wir Tempo machen, um einen Platz auf dem Podest zu ergattern. Wie unser dritter Rang beweist, haben wir richtig gehandelt.« Theo Reinhardt verdrückte bei der Siegerehrung sogar ein paar Tränen: »Für mich war Robert Bartko immer ein großes Vorbild. Ihn habe ich früher von der Zuschauertribüne aus bewundert. Dass ich jetzt mit ihm bei seinem letzten Rennen in Berlin gemeinsam auf dem Siegerpodest stehen durfte, ist ein riesiges Erlebnis.«

Bartko geht ab heute noch einmal gemeinsam mit Marcel Kalz in Kopenhagen auf Rundenjagd, dann steigt der Radstar aus dem Sattel. »Ich kam ziemlich schwer in die Saison. In Bremen und Berlin rollte es aber noch einmal richtig gut. Da habe ich beschlossen, jetzt meine Karriere zu beenden. Damit können mich die Fans in guter Erinnerung behalten.«

In Zukunft wird er aber nicht im Schaukelstuhl liegen. Seine Frau Peggy und die drei gemeinsamen Kinder Felix, Moritz und Nele werden jetzt häufiger mit dem Papa spielen können. Allerdings will der Potsdamer auch bald sein Sportmanagementstudium beenden und steht zudem als Vizepräsident des Landessportbundes Berlin ebenso in der Pflicht wie im Brandenburger Radsportverband. »Da wird keine Langeweile aufkommen«, sagte Bartko.

Seine sportlichen Glanzpunkte setzte er zunächst 1999 im Berliner Velodrom, als Bartko sein erstes Regenbogentrikot als Verfolgungsweltmeister überstreifen. 2000 in Sydney fuhr er mit einem Silberhelm nicht nur zweimal zu olympischem Gold, sondern blieb im Team mit Guido Fulst, Jens Lehmann und Daniel Becke als erster Bahnvierer der Welt mit 3:59,781 unter der damaligen Traumgrenze von vier Minuten.

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