Um die Ecke

Berlinale Goes Kiez

  • Kira Taszman
  • Lesedauer: 3 Min.

In den Eva-Lichtspielen im Berliner Westen fand am vergangenen Sonntag die Eröffnung der fünften Ausgabe von »Berlinale Goes Kiez« statt. Gezeigt wurde auch der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale, Wes Andersons »Grand Budapest Hotel« - natürlich vor ausverkauftem Saal. Die Kiez-Reihe gehört zu den Erfolgsgeschichten des Festivals. 2010 wurde sie aus der Taufe gehoben und war ursprünglich als einmalige Veranstaltung gedacht: Die im Schatten des Potsdamer Platzes stehenden Kiezkinos sollten aufgewertet, die Berlinale dezentralisiert werden. Weil das Publikum die Initiative so gut annahm, verlängerte Festivaldirektor Dieter Kosslick sie.

Auch in diesem Jahr wird der »Fliegende Berlinale-Teppich« wieder vor sieben Berliner Kiezkinos ausgerollt. Gemietet hat die Berlinale außer dem Wilmersdorfer »Eva« das Weißenseer »Toni«, das »Adria« in Steglitz, das Charlottenburger »Filmkunst 66«, das »Passage« in Neukölln, das »Thalia« in Potsdam und das Kreuzberger »Eiszeit«. Die Filme stammen aus allen Festivalsektionen, die Auswahl trifft Kurator Matthias Elwardt mit den jeweiligen Sektionsleitern. Es wird darauf geachtet, dass die zwei Filme des Abends thematisch zu Kiez und Kino passen. Auch der sogenannte Filmpate solle ein besonderes Verhältnis zu dem Kino haben, das er dem Publikum vor der Projektion vorstellt, erläutert Projektleiterin Uschi Feldges.

Im »Eva« lief deshalb als erster Film Murnaus »Faust« aus der Sektion Retrospektive, denn jeden Mittwoch wird im Wilmersdorfer Kiezkino ein klassischer Schwarz-Weiß-Film gezeigt. Im »Passage« wiederum fungiert Yasemin Samdereli, die Regisseurin der Berlinale-Erfolgskomödie »Almanya«, als Filmpatin. Sie wohnt gleich um die Ecke.

Im Anschluss an die Filme gibt es Gespräche zwischen Zuschauern und Filmschaffenden. Die Kiezkinos können sich sogar damit brüsten, die einzigen zu sein, die auf der Berlinale solch einen Dialog bei Wettbewerbsfilmen ermöglichen. Im Berlinale-Palast gibt es zwar bestenfalls einen Aufmarsch von Stars à la George Clooney, gesprochen wird dort mit dem Publikum aber nicht. Das war bei der Vorführung des Wettbewerbsfilms »Jack« im »Toni« anders. Da berichteten die beiden Kinderdarsteller begeistert von ihren Dreherfahrungen. Der siebenjährige Georg Arms erwies sich als wahrer Filmprofi, da er bereits öfter vor einer Kamera gestanden hatte. Der elfjährige Ivo Pietzcker, er spielt dessen großen Bruder Jack, verriet, dass er zum ersten Mal gedreht habe.

Kurator Matthias Elwardt tritt dagegen jeden Abend als Moderator auf und leitet die Filme ein. Im »Eva« tat er dies in violetter Livree - in Anlehnung an das Budapest Hotel aus dem Film. Florian Lukas, der im Film einen Knastologen spielt, gab vor der Projektion Drehgeheimnisse preis: So übernachtete er gemeinsam mit Hollywood-Star Harvey Keitel und weiteren Kollegen zwecks besseren Kennenlernens auf Doppelstockbetten in einer echten Gefängniszelle. Die Zuschauer goutierten derweil Macarons vom Konditor Mendl - der ist zwar nur aus dem Film und fiktiv, aber die Macarons waren erstklassig.

»Berlinale Goes Kiez« - noch bis 14.2. in drei Berliner Kiezkinos.

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