Belarus läuft, trifft und tanzt

Die überragende Biathletin Darja Domratschewa gewinnt ihr zweites Gold

  • Oliver Händler, Laura
  • Lesedauer: 2 Min.
Die erfolgreichsten Biathlonnationen heißen nicht mehr Norwegen, Russland oder Deutschland. Die Frauen aus Belarus hinterlassen in Sotschi die tiefsten Spuren.

Grün und Rot sind die dominierenden Fahnen im Laura-Biathlonstadion. Nicht nur die Athletinnen und Trainer tragen jene Jacken mit der Aufschrift »BELARUS« auf dem Rücken. An Fans und Journalisten sind sie offenbar gleich mit verteilt worden. Auf den Ski der Teambetreuer steht sogar groß und breit »Aleksandr Lukashenko« geschrieben. Wenn sogar der Präsident immer mit dabei ist, können Darja Domratschewa und Co. doch nur erfolgreich sein.

Den jüngsten Beweis lieferte das Einzelrennen am Freitag. Dieses Mal gewann jedoch die überragende Athletin dieser Wettbewerbe über 15 Kilometer nicht nur ihr zweites Gold dieser Olympischen Spiele, Teamkameradin Nadjeschda Skardino sicherte sich hinter der Schweizerin Selina Gasparin auch noch Bronze. »Oh mein Gott! Ich glaube, dieses Ergebnis bedeutet eine Menge für unser Land. Ich hoffe, es wird die Menschen zu Hause inspirieren«, freute sich Domratschewa fast noch mehr über Platz drei ihrer Teamkameradin als über ihren eigenen Sieg. Das Gefühl kannte sie ja schon.

Trainer Klaus Siebert musste beim Anblick seiner beiden auf dem Siegerpodest tanzenden Athletinnen sogar eine Träne verdrücken. Wer weiß, vielleicht ging es dem Präsidenten vor dem heimischen Fernseher ebenso.

Eines haben die schweren Strecken von Sotschi in der ersten Wettkampfwoche bewiesen: Nur die fittesten Läuferinnen haben hier die Chance auf Medaillen. Ist der Einzelwettbewerb sonst wie geschaffen für gute Schützinnen, da Schießfehler mit Strafminuten belegt werden, konnte Domratschewa - wie auch Martin Fourcade bei den Männern - selbst dies locker wettmachen. Trotz eines Fehlers gewann die 27-Jährige mit mehr als einer Minute Vorsprung vor Gasparin, die wie Skardino alle 20 Schüsse getroffen hatte.

Der deutsche Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig hatte vor den Spielen noch prophezeit, dass seine Athletinnen in jedem Wettkampf Chancen hätten, in dem viermal geschossen wird. Damit gab er zu, dass sie den Rückstand zu den besten Läuferinnen der Welt nur im Schießen wettmachen könnten. Doch da die Strecke auf einer Höhe von 1400 Metern den Puls der Deutschen offenbar noch mehr als sonst in die Höhe treibt, sind sie nicht mal dazu in der Lage. Laura Dahlmeier wurde mit einem Fehler als 13. beste des deutschen Quartetts. Franziska Preuß gab mit fünf Strafminuten nach nur zwei Schießeinlagen sogar frühzeitig auf.

Einen Titel hat Darja Domratschewa übrigens noch nie gewonnen: den der Sportlerin des Jahres in Belarus. In den vergangenen Jahren war Tennisspielerin Viktoria Asarenka immer beliebter. Das wird 2014 sicher nicht noch einmal passieren.

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