Die Schweden reiten auf der Welle
Die Skandinavier sichern sich beide Staffelsiege im Langlauf
Rikard Grip ist seit drei Jahren Trainer der schwedischen Langläuferinnen - und offenbar ein guter. Vor dieser olympischen Saison beförderte ihn sein Verband sogar zum Cheftrainer für beide Geschlechter, dabei ist der Mann erst 32. Erfahrung ist für den Job zweitrangig, wenn die Athleten sie selbst schon mitbringen. »Das Wichtigste meiner Arbeit ist es, den Athleten zuzuhören. Schließlich waren sie alle schon sehr erfolgreich, bevor ich hier angefangen habe«, beschreibt Grip seine Philosophie. Mit ihm wurden sie nun noch erfolgreicher.
Neun Medaillen auf den Loipen von Laura haben bislang nicht einmal die sonst überragenden Nachbarn aus Norwegen gesammelt. Und am Wochenende sicherten sich die Schweden gleich beide Staffelsiege. Dieses Double hat es seit 42 Jahren nicht mehr gegeben. »Wir haben ein sehr großes Selbstvertrauen. Nicht nur die Sportler, auch wir Trainer, Physiotherapeuten und Skitechniker«, sagte Grip am Sonntag. Besonders Letzteren galt sein großer Dank, denn die Schweden haben bei den komplizierten Wachsbedingungen bislang konstant die besten Ski.
Doch darauf lässt ein Trainer den Erfolg natürlich nur ungern minimieren. Grip gibt keine Befehle. Er lebt lieber das Konzept der Partizipation. »Man darf den Sportlern nichts von oben vorschreiben, sonst arbeiten nicht alle mit demselben Eifer in dieselbe Richtung. Wir haben alle gemeinsam unseren Weg bis Sotschi entwickelt und sind ihn dann zusammen gegangen. Jeder in dem Glauben, dass es der Richtige ist.«
Konnte sich der Trainer am Samstag auf eine entfesselt laufende Schlussläuferin Charlotte Kalla verlassen, entschieden die Männer ihre Staffel nicht erst auf der Ziellinie, sondern schon auf den ersten zehn Kilometern. Grip hatte sich für Lars Nelson als Startläufer entschieden und dafür Altmeister Anders Södergren aus der Formation genommen. »Als Junior war Lars auch oft Startläufer und wuchs dort regelmäßig über sich hinaus. Das hatte ich im Hinterkopf, und ich glaubte daran, dass er wieder besser als normal laufen würde«, sagte Grip. Der Plan ging auf.
Dabei hatte sich der 28-jährige Nelson ob der großen Konkurrenz im eigenen Team vor Jahren entschlossen, lieber Telemarkskiläufer zu werden. »Zum Glück kam er nach zwei Jahren zurück«, sagte Grip nun nach dessen Goldlauf. »Es war eigentlich unser Plan, mit Johan Olsson und Marcus Hellner auf den Positionen drei und vier eine Lücke herauszulaufen. Dass uns das gleich mit dem ersten Läufer gelang, hatte ich auch nicht für möglich gehalten. Was Lars gemacht hat, war erstaunlich.«
Dass die Norweger nun auf Dauer als Langlaufnation Nummer eins abgelöst werden, hält Schwedens Trainer nicht für realistisch, aber hier in Sotschi hätten sie nicht nur Pech mit dem Material. »Ich glaube, die Ski der Norweger waren nicht die Besten, sie sind aber auch nicht in Bestform hier«, betonte Grip. »Sie denken jetzt auch zu viel darüber nach, was alles schief geht. Wir hingegen hatten einen tollen Start mit Silbermedaillen für Charlotte und Marcus im Skiathlon. Da wussten alle von Anfang an, dass unsere Form stimmt. Und nun versuchen wir, die Welle so lang wie möglich weiterzureiten.«
Auch Johan Olsson freute sich lieber nur über den augenblicklichen Erfolg: »Ein Staffelsieg ist in Schweden besonders wichtig. Der hat viel Prestige, vor allem, wenn er bei Olympia passiert. Aber lasst uns daraus keine große Sache machen. Im Weltcup in einem Monat kann alles schon wieder ganz anders sein.«
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