Unsichtbar? Bei dem piept's

Oliver Händler erbost sich über Russlands ehemaligem Verteidigungsminister.

  • Lesedauer: 2 Min.

Nur noch fünf Tage. Fast hätte ich es geschafft. Ich wollte mich nicht über die Sicherheitsmaßnahmen in Sotschi aufregen - jedenfalls nicht öffentlich. Doch ich bin provoziert worden, von Russlands ehemaligem Verteidigungsminister. Sergej Borissowitsch Iwanow durfte im der Regierung treuen Auslandssender »Russia Today« tatsächlich unwidersprochen behaupten: »Am besten funktionieren die Sicherheitsvorkehrungen, wenn man sie nicht sieht. Und bei den Spielen von Sotschi ist genau das der Fall. Wir machen hier sehr viel, das gebe ich zu. Aber man sieht es nicht.«

Das ist doch wohl die Höhe! Man sieht es nicht? In den 16 Tagen, in denen ich jetzt hier bin, wurde meine Akkreditierung schon 143 mal gescannt. Jedes Mal, wenn ich einen Bus oder die Bahn besteige, piepst es. Jedes Mal, wenn ich aussteige, piepst es. Manchmal hält der Bus noch zusätzlich an einer Sicherheitsschleuse. Dann kommt ein Typ rein und macht pieps, pieps, pieps. Jeder, der in eine Olympiastätte will, wird durchleuchtet. Das ist normal, aber hier in Russland gibt es mehr davon als in London oder Vancouver.

Leider habe ich mich schnell daran gewöhnt. Ich halte den Kontrolleuren schon meine Akkreditierung hin: »Hier, nun pieps schon! Erstell mein Bewegungsprofil! Was soll’s? Hauptsache, du machst es schnell. Ich muss noch zum Biathlon.«

Diese Spiele wurden bedroht. Bei anderen gab es Anschläge, man denke nur an München und Atlanta. Also ist das alles hier vermutlich gerechtfertigt, auch wenn so manches unsinnig erscheint. Unsinnig und sichtbar.

Wer etwas anderes behauptet, fährt nur im Dienstwagen mit abgedunkelten Scheiben durch die Gegend und hebt die Hand zur Mütze, wenn die Soldaten an den Sicherheitsschleusen vor ihm salutieren. Entschuldigung, aber das musste einfach mal raus.

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