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Feiern und feiern lassen

Oliver Händler ist etwas müde aber auch angetan vom Treiben im Medienzentrum

  • Lesedauer: 2 Min.
Oliver Händler berichtet bereits zum dritten Mal für »nd« von Olympischen Spielen.
Oliver Händler berichtet bereits zum dritten Mal für »nd« von Olympischen Spielen.

Es macht sich Olympiamüdigkeit breit in Sotschi, doch am späten Donnerstagabend kurz vor elf wird es noch mal laut im Medienzentrum des Olympiaparks. Die russische Eiskunstläuferin Adelina Sotnikowa hat gerade Gold gewonnen, das nehmen die jungen Leute, die aus dem Pressesaal für »Sotschi2014.ru« twittern zum Anlass, jauchzend und pfeifend zu feiern.

»Hey, hier gibt es Leute, die arbeiten müssen«, faucht ein kanadischer Kollege. Die Russen wollen sich das Feiern jedoch nicht verbieten lassen - fast kommt es zum Handgemenge, ein Freiwilliger schreitet ein. »Nun lass sie doch!«, sagt er zum Kanadier. »Sie sind im Eishockey rausgeflogen, jetzt haben sie nur noch Eiskunstlaufen.« Dann dreht er sich um. »Nun lasst ihn doch!«, sagt er zur anderen Partei. »Der Mann arbeitet seit drei Wochen durch und bekommt zu wenig Schlaf.« Die Worte des Schiedsrichters wirken.

Der Kollege kann einem auch wirklich leid tun. Er ist den ganzen Tag auf den Beinen, doch sein Redaktionsschluss liegt weit nach Mitternacht. Er sitzt gerade an einem Artikel über Gott-weiß-was, und danach muss er noch einen schreiben über das Eishockeyfinale der Frauen, doch da sieht es gar nicht gut aus. Die Kanadierinnen liegen fünf Minuten vor Schluss 0:2 gegen die USA zurück.

30 Minuten später wird es noch einmal laut. Dieses Mal brüllt der Kanadier vor Glück durch den Saal. Sein Team hat die Partie in der Verlängerung tatsächlich noch gewonnen. Mal wieder so ein Olympiamärchen, der Text schreibt sich von allein. »Hey Alter«, faucht ihn sein Nachbar an, »hier gibt es Leute, die arbeiten müssen«. Der Mann ist US-Amerikaner. Er hatte seinen Goldtext schon fertig und muss nun noch einmal von vorn anfangen. Man sieht ihm an, dass er nur noch nach Hause will.

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