Janukowitsch und Lenin gestürzt
In der Ukraine herrscht die Opposition und besetzt politische Schlüsselpositionen
Kiew. In der Ukraine regiert die Opposition - von der Vaterlandspartei bis zu rechten Ultranationalen. Gestürzt wurde Präsident Viktor Janukowitsch. Sein Aufenthaltsort war am Sonntagabend nicht bekannt. Das Parlament benannte am Wochenende Alexander Turtschinow als Übergangspräsidenten. Mehrere Schlüsselpositionen, so das Innenministerium, wurden mit eigenen Parteigängern, darunter auch der rechten Swoboda-Partei, besetzt. Die Polizei lief zur Opposition über. Das Militär erklärte, es werde nicht eingreifen.
Die am Samstag frei gekommene frühere Premierministerin Julia Timoschenko forderte noch am selben Abend auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in Kiew die Besetzer auf, in ihrem Kampf nicht nachzulassen. »Ihr müsst bleiben bis zum Ende, bis Politiker gewählt sind, die das Vertrauen verdienen.« Janukowitsch »und der Abschaum um ihn herum« müssten auf den Maidan gebracht werden. Sie kündigte an, bei der auf den 25. Mai vorgezogenen Präsidentenwahl anzutreten.
Die EU mahnte hingegen maßvolles Handeln an. Laut der Außenbeauftragten Catherine Ashton sei nun verantwortungsvolles Agieren nötig, um die Einheit, die Unabhängigkeit und die territoriale Integrität der Ukraine zu wahren. Der Osteuropa-Koordinator der Bundesregierung, Gernot Erler (SPD), sagte: »Um die Staatspleite der Ukraine zu verhindern, ist die EU am Zug.«
Ein am Freitag mit der EU und Russland ausgehandelter Kompromiss war nach wenigen Stunden geplatzt. Reguläre Ordnungskräfte hatten überraschend das Stadtzentrum von Kiew verlassen, sogenannte Selbstverteidigungskräfte des oppositionellen Maidan übernahmen das Regierungsviertel.
Im Lande wurden Dutzende Denkmale des UdSSR-Gründers Wladimir Iljitsch Lenin geschleift. khe
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