Ökologisches Wirtschaften
Große Auszeichnung für ein kleines Unternehmen: Die Göttinger Stadtwerke haben als erster deutscher Energieversorger das »Stop Climate Change«-Zertifikat (Klimawandel-Stopp-Zertifikat) SCC erhalten. Mehrere zehntausend Haushalte in Göttingen werden von den Stadtwerken mit Öko-Strom aus Wasserkraft, Fernwärme, Erdgas und auch mit Trinkwasser beliefert.
Um das SCC-Zertifikat zu bekommen, hatten die Stadtwerke in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen den eigenen »Kohlendioxid-Fußabdruck« ermittelt. Das heißt, sie untersuchten sämtliche Treibhausgasemissionen, die durch das Unternehmen und seine knapp 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verursacht werden. Dabei wurden nicht nur der Eigenverbrauch an Strom und Wärme, sondern beispielsweise auch die Fahrten der Beschäftigten zwischen Wohnort und Arbeitsstätte berücksichtigt. Nach monatelanger Arbeit lag Ende 2013 das Ergebnis vor: Die Göttinger Stadtwerke sind durch ihr Wirken jährlich für rund 2100 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich. Zum Vergleich: Jeder Deutsche verursacht im Durchschnitt pro Jahr acht bis neun Tonnen CO2.
»Stop Climate Change« gibt es seit 2007, bislang erhielten rund ein Dutzend Unternehmen das Label. Es wird nur dann verliehen, wenn die Anforderungen zuvor von der Gesellschaft für Ressourcenschutz (GfRS) geprüft worden sind. Die Verbraucherzentralen loben das System: Nur das »Stop Climate Change«-Zeichen werde von einer externen Zertifizierungsstelle vergeben, heißt es in einer Studie. »Bei diesem Label ist die Informationsbeschaffung einfach und die Klimaschutzaussage klar«. Die meisten anderen Zeichen seien dagegen Eigenlabel der Hersteller. Sie lieferten teilweise unzureichende oder schwer zugängliche Informationen darüber, welche Aktivitäten genau im Klimaschutzbereich stattfänden. Die Berechnungen seien auch für Experten nicht immer nachvollziehbar, Bezeichnungen wie »CO2-neutral« sagten ohne Vorwissen wenig.
»Diese Zertifizierung ist für unser Unternehmen ein Meilenstein auf dem Weg in die Nachhaltigkeit«, sagt Stadtwerke-Vorstand Gerd Rappenecker. Es habe »sehr viel Aufwand bedeutet«, die eigenen Auswirkungen auf Natur und Umwelt zu ermitteln und zu berechnen. »Aber jetzt wissen wir, was die Firma an Treibhausgasen produziert und wir wollen diese durch unser aktives Handeln Stück für Stück reduzieren«.
Es gehe jetzt darum, ökologisch und ökonomisch sinnvolle Einsparpotenziale zu nutzen und die nicht zu vermeidenden Emissionen auf ein Minimum zu reduzieren. Diese Emissionen sollen zudem durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten ausgeglichen werden.
Die Stadtwerke hatten sich 2011 eine neue Strategie für die kommenden Jahre verpasst. Angesichts der Klimaentwicklung weltweit und der aktuellen Energiepolitik in Deutschland, wollen sie nach eigenem Bekunden »zum Motor und Treiber der Energiewende in Stadt und Region« werden. Außerdem soll das Unternehmen komplett im Sinne von Nachhaltigkeit verändert werden. Bei jeder Entscheidung würden die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte abgewogen.
Auch Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel lobt das ökologische Engagement der Stadtwerke. »Ich würde mir wünschen, dass der Klima- und Umweltschutz insbesondere in der Wirtschaft an Bedeutung gewinnt, da ökologisches Handeln häufig auch ökonomische Vorteile bringt«, so der Grünen-Politiker.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.