Keine Friedensfahrt im Jahr 2014
Der tschechische Verband beendet den Versuch, das traditionsreiche Rennen mit einer 59. Auflage wiederzubeleben
Im Internet hatte schon das Portal Radsport-news.com unter Berufung auf polnische Medien darüber berichtet, am Freitag bekam »nd« nun die Bestätigung vom tschechischen Radsportverband CSC (Český Svaz Cyklistiki), der die Markenrechte für die Friedensfahrt innehat: »Alle Pläne, die Friedensfahrt 2014 wieder stattfinden zu lassen, sind gescheitert«, erklärte ein CSC-Sprecher. Die Gründe für die Absage seien die gleichen wie 2007, als die Tour letztmals angedacht war und dann abgesagt wurde: »Es gibt keine Sponsoren.« Die Fahrt von 2006 bleibt die letzte.
Ursprünglich sollte das Mehretappenrennen 2014 am 1. Mai in Ceske Budejovice gestartet werden - also in bester Tradition in der ersten Maiwoche, deren Friedenssymbolik 1948, im Gründungsjahr der Fahrt, für jedermann verständlich war. Im 2014er Straßenkalender des Radsportweltverbandes UCI war »Zavod Miru« (tschechisch: Friedensfahrt) als Rennen der Kategorie 2.2 eingetragen - es hätte zur UCI-Europe-Tour gehören sollen. Die Straßenprofis sollten beim »Course de la Paix« während der sechs Etappen 885 Kilometer zurücklegen und auf dem Weg nach Sucha Bezkidzka in Polen auch durch Österreich fahren. Als Tourdirektor wollte Jozef Regec fungieren, der einst im Trikot der ČSSR zu Etappensiegen fuhr und heute als Abgeordneter im Senat des tschechischen Parlaments sitzt.
Doch mittlerweile ist das einst größte Amateuretappenrennen der Welt nicht mehr im UCI-Kalender verzeichnet, auch die Internetseite www.zavodmiru.cz zeigt nur noch ein weißes Nichts. Vom Team des neuen Friedensfahrtdirektors Regec ist kein Wort mehr zum Thema »Zavod Miru« zu erfahren, dabei hatten die Organisatoren noch im Januar selbstbewusst verkündet, man werde zeigen, wie gut man ein solches Rennen organisieren könne. Schon 2015 sollte die Tour nach dem Wunsch von Jozef Regec und Co. auch durch Deutschland führen (nd vom 25.1.). Mittlerweile rechnet der tschechische Verband CSC nicht mal mehr mit einem Gelingen im kommenden Jahr: »Derzeit gibt es für 2015 keine Pläne«, sagte der CSC-Sprecher.
Womöglich ist das nachlassende Interesse auch darin begründet, dass sich Jozef Regec um den Posten des CSC-Präsidenten beworben hatte und vor kurzem in der Wahl gegen Amtsinhaber Marian Stetina unterlag. War die Wiederbelebung als Friedensfahrt nur ein Wahlkampfthema? Das deutete zumindest Wacław Skarul, Präsident des polnischen Verbandes, gegenüber der Nachrichtenagentur PAP an: »Regec zog sich zurück, als er die Wahl verloren hatte.«
Über Jahrzehnte hinweg hatten einst ČSSR, Polen und die DDR die Fahrt gemeinsam organisiert. Der polnische Verbandspräsident bestritt aber, dass die Absage etwas mit der neuen »Rennserie der Visegrád-Gruppe« zu tun habe, bei der durch Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei gefahren wird. Diese Tour ist auf gewisse Weise auch eine Friedensfahrt: In Visegrád (Ungarn) wurde 1991 die gleichnamige Gruppe gegründet - als eine lose Kooperation dieser Staaten nach dem Kalten Krieg.
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