Filme gegen die Macht der Klischees

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.
Das 20. Jüdische Filmfestival wird am 30. März in Potsdam eröffnet. Bis zum 13. April werden 27 Filme und sechs Kurzfilme jüdischer Filmemacher in Kinos in Berlin und Potsdam gezeigt.

Mit einer Galaveranstaltung im Potsdamer Hans-Otto-Theater und dem US-Spielfilm »Fading Gigolo« wird am 30. März das diesjährige Jüdische Filmfestival Berlin & Potsdam eröffnet. Als Gäste haben sich neben Regisseur und Hauptdarsteller John Turturro auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sowie die Botschafter Israels und der USA, Yakov Hadas-Handelsman und John B. Emerson, angesagt.

In einem Grußwort würdigte Dietmar Woidke das Festival als große Bereicherung für das Filmland Brandenburg, da es tiefe Einblicke in jüdisches Filmschaffen weltweit biete. »Es weckt Neugier, arbeitet ohne Klischees und hat sich bei den Cineasten den Ruf eines pionierhaften Festivals erworben«, so der Regierungschef.

Damit richtete er den Blick auf ein Problem, dem die Veranstalter immer wieder begegnen. Auf der Sponsoren-Suche »haben wir mit Klischees zu kämpfen«, erklärte Geschäftsführerin Silke Azoulai. Noch immer würden in Deutschland Juden vor allem als orthodox-gläubig, zumeist sehr reich und schlau oder gar gerissen wahrgenommen. »Wenn sie vor einem potenziellen Sponsoren stehen und der glaubt, dass sie auf einem ganzen Sack von Geld sitzen, weil sie Jüdin sind, dann kommen sie nicht weiter«, sagte Azoulai. Und Programmleiterin Nicola Galliner ergänzte: »Was muss ich hören, wenn wir um Spenden werben: ›Ihr werdet doch dafür einen reichen Juden haben‹. Und das von Leuten, die es besser wissen müssten.« Beide bestätigten, dass sich auf diese Weise Klischees reproduzierten, die schon zur Nazizeit verbreitet waren. »Sie glauben nicht, was mir unter vier Augen alles ins Gesicht gesagt wird«, sagte Galliner. Die Vorstellung, den Juden gehöre »der ganze Kurfürstendamm«, sei nach wie vor lebendig.

»Klischees halten sich sehr hartnäckig«, gab auch Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck zu bedenken, der seit vielen Jahren einer der Schirmherren des Festivals ist. Das Land unterstützt das Festival in diesem Jahr mit 24 000 Euro.

Am 31. März läuft im Potsdamer Thalia-Kino der Dokumentarfilm »Schnee von gestern«, mit dem sich die israelische Regisseurin Yael Reuveny eines ostdeutschen Themas annimmt. Dabei geht es laut Begleittext um einen Mann, »der drei Tode starb«. Als Jude Feiv’ke Schwarz überlebte er das Vernichtungslager, zog »ausgerechnet nach Schlieben, wo das Außenlager des KZ Buchenwald stand«, wurde nach der Heirat Vater dreier Kinder und lebte als »DDR-Bürger Peter Schwarz ein unauffälliges Leben, ohne je seine in Israel lebende Schwester zu kontaktieren«. Yael Reuveny ist als Enkelin dieser Schwester der eigenen Familiengeschichte auf der Spur. Ergebnis ist eine Dokumentation über Legende, Betrug und Vergebung aber auch die einer Familienzusammenführung.

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