Wahlkämpfer Kohl

Wolfgang Hübner über die heißen Freundschaftsgrüße des Ex-Kanzlers an Ungarns Autokraten Orban

  • Lesedauer: 2 Min.

Helmut Kohl ist wieder da – jedenfalls hat er sich mit einem Brief zu Wort gemeldet, der von ungarischen Medien zitiert und verbreitet wird. Das Schreiben des Altkanzlers ist an »den «lieben Freund” Victor Orban gerichtet, der in Ungarn ein stockkonservatives Regime führt.

Offenbar will Kohl, indem er Orban in seinem Wahlkampf anfeuert, den Konservativen Europas noch einen Dienst vor der bald danach folgenden Europawahl erweisen. Mit letzter Tinte, wie Günter Grass sagen würde, kämpft Kohl um sein Lebenswerk, die Europäische Union. Bei solch großen Beträgen kann man natürlich nicht auf jede Kleinigkeit achten. Deshalb geht Kohl mit keiner Silbe auf die rechtslastige Politik des ungarischen Autokraten ein: nicht auf seine Rechtsverdrehungen, nicht auf die Eingriffe in Medien und Kultur, nicht auf den grassierenden Antisemitismus und die Feindseligkeit gegenüber Roma und Sinti.

Nicht wenigen Konservativen in Europa ist Orban längst unangenehm und peinlich – für Helmut Kohl gilt das offenbar nicht. So sichert er Orban seine »ganze Unterstützung” zu, die zum Glück nicht aus mehr als solchen Briefen bestehen kann und preist Orbans Politik, die «den Menschen eine klare Perspektive gibt”. In der CDU-Zentrale dürfte man sich für derart unerbetene Wahlkampfhilfe insgeheim herzlich bedanken.

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