Weg mit dem Zwang
Aert van Riel über den Doppelpass
Deutschland ist von einem modernen und gerechten Staatsbürgerschaftsrecht sehr weit entfernt. Nach dem vorliegenden Kompromiss zur doppelten Staatsbürgerschaft wird die Bundesregierung eine scharfe Grenze ziehen, wer den Doppelpass behalten darf und wer nicht. Anstatt den Optionszwang einfach komplett zu streichen, werden unsinnige Nachweishürden eingeführt. Diese gehen allein auf die Union zurück. Dort ist man sich einig, dass die SPD in der Regierung keine großen Erfolge feiern soll. Hinzu kommt, dass sich zahlreiche Politiker von CDU und CSU kaum von ihrer zum Teil erzkonservativen Wählerschaft unterscheiden. Diese soll mit dem Versprechen beruhigt werden, dass nicht jeder hier geborene Nachkomme von Einwanderern ohne bürokratischen Aufwand die deutsche Staatsbürgerschaft behalten kann.
Leidtragende der seit Wochen andauernden Debatte sind Migranten, die Staatsbürger der Bundesrepublik werden wollen oder fürchten müssen, ihren deutschen Pass zu verlieren. Es sind vor allem Menschen mit türkischem Hintergrund, die bei der Doppelpassregelung im Unterschied zu EU-Bürgern diskriminiert werden. Sie haben das Gefühl, hierzulande nicht willkommen zu sein. Viele Deutschtürken sind SPD-Stammwähler und dürften sich nun gut überlegen, ob sie noch einmal ihr Kreuz bei der Partei machen werden. Denn die Enttäuschung in der Türkischen Gemeinde über das fehlende Durchsetzungsvermögen der Sozialdemokraten sitzt tief.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.