»Das ist alles andere als nachhaltig«

Greenpeace-Koordinatorin Aleira Lara Galicia über die Saatgut-Industrie

  • Lesedauer: 3 Min.

nd: Weltweit wird immer argumentiert, dass der genetisch modifizierte Mais der großen US-Hersteller wie Monsanto deutlich höhere Erträge bringt und resistenter gegen Schädlinge ist. Wie sehen die Anbauergebnisse aus?
Galicia: Diese Darstellung ist ein Mythos. In den USA wurden wir gerade Zeuge, dass das gentechnisch veränderte Saatgut nicht resistenter gegen Klimaveränderungen ist. Dort sind die Ernten aufgrund der Trockenheit eingebrochen und es liegen auch keine Zahlen vor, dass Genmais höhere Erträge produziert. Es ist wahr, dass US-Produzenten mehr produzieren als ein Kleinbauer in Oaxaca auf zwei Hektar ohne Bewässerung. Aber vergleicht man die Erträge von Genmais mit normalem Saatgut bei gleichen Produktionsbedingungen, dann sind die Erträge nahezu gleich. In einigen Regionen Europas sind sie mit konventionellem Saatgut sogar etwas höher.

Mais ist laut der mexikanischen Regierung ein Kulturgut. Warum wird so wenig für den Erhalt getan?
Die mexikanische Regierung verhält sich etwas schizophren, denn auf der einen Seite wird auf die Maisvielfalt und die mexikanische Küche hingewiesen, auf der anderen Seite wird dem Genmais die Tür geöffnet.

Wo liegen die Zentren des Widerstandes gegen Genmais?
In den Bundesstaaten Tlaxcala, Oaxaca, aber auch in Puebla. In Chihuhua gibt es Organisationen, mit denen wir arbeiten. Dort haben wir auch eine Kontaminierung traditioneller Maissorten nachgewiesen. Eine einzelne Maispflanze kann rund tausend andere kontaminieren.

Was bedeutet die Durchsetzung des agroindustriellen Anbaumodells für den Norden des Landes und der damit verbundene und beantragte Einsatz von Genmais?
Der Genmais soll in Monokulturen unter Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln und unter kontinuierlicher Bewässerung angebaut werden. Derzeit liegen 14 Anträge für den großflächigen Anbau vor. Das ist alles andere als nachhaltig, denn aufgrund des Klimawandels wird das Wasser im Norden zusehends knapp. Zudem machen Kältephasen den Pflanzen zu schaffen. Darauf sind die gentechnisch modifizierten Maissorten nicht ausgerichtet.

Droht der Ausbau des agroindustriellen Modells auch im Süden des Landes?
Ja, das macht uns merklich Sorgen. Es gibt Indizien, dass große Agrarunternehmen sich nach Süden orientieren, weil dort ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Das ist im Norden eben nicht mehr der Fall.

Gibt es Alternativen?
Wir versuchen zu zeigen, dass eine ökologische Landwirtschaft eine echte Alternative ist und ökonomisch durchaus lebensfähig. Das ist derzeit unser wichtigstes Projekt und dabei bemühen wir uns, die Konsumenten aufzuklären.

Interview: Knut Henkel

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