Bäderbetriebe setzen aufs Wetter
Manager Ole Bested Hensing ist fast ein Jahr im Amt - die Probleme werden nicht weniger
Der Sprecher der Berliner Bäderbetriebe Matthias Oloew hatte noch gewarnt: Beim Rundgang über die Baustelle des Kombibades Gropiusstadt sollten die geladenen Pressevertreter aufpassen, wohin sie treten und ja nicht ins leere Becken fallen. Zwar stürzte glücklicherweise niemand, doch beim Hinunterklettern in das Schwimmbecken hielt Bäderbetriebe-Chef Ole Bested Hensing plötzlich eine lose Fliese in der Hand. Was rbb-Abendschau-Moderator und Frontman der Band »Ulli und die Grauen Zellen«, Ulli Zelle, zu der scherzhaften Bemerkung verleitete: »Bäderchef demoliert neues Schwimmbad.«
Jenseits dieser unterhaltsamen Episode ging es auf der Pressekonferenz der Berliner Bäderbetriebe am Mittwoch freilich auch um ernstere Themen. Anlass des Termins war ein dreifacher: das 100-jährige Jubiläum des Stadtbads Neukölln, die baldige Eröffnung von drei Bädern nach Sanierungsarbeiten sowie die im August bevorstehende Schwimm-Europameisterschaft.
Das Stadtbad Neukölln ist für Bäderchef Hensing das schönste Bad in Berlin. »Wer noch nicht da war, sollte mal hingehen.« Und natürlich wird das 100-jährige Jubiläum auch gebührend gefeiert. Unter anderem mit einem Auftritt von »Ulli und die Grauen Zellen« und Ansprachen von Sportsenator Frank Henkel (CDU) und Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD). Als besonderes Bonmot gibt die Deutsche Post sogar einen Sonderstempel zum Jubiläum des Stadtbads Neukölln heraus, wie Christine Henike, Vertriebsmanagerin der Deutschen Post, erläuterte.
Die Berliner Bäder Betriebe (BBB) werden in den nächsten Monaten nach längeren Sanierungsarbeiten drei Bäder wieder in Betrieb nehmen, erläuterte Hensing bei seinem Ausblick auf die nächsten Monate. Das betrifft in dieser Reihenfolge die Bäder Kombibad Gropiusstadt, die Schwimmhalle Finckensteinallee in Lichterfelde und das Kombibad Spandau-Süd. »Es bedeutet für uns jedoch noch einen großen Kraftakt, den wir stemmen müssen«, sagte Hensing mit Blick auf die Wiedereröffnungen.
Die Bäderbetriebe haben einen großen Instandhaltungsrückstand. Hensing bezifferte diesen auf 84 Millionen Euro. Im Vergleich zum Jahr 2006 habe sich dieser damit nicht verringert. Die Sanierungsarbeiten werden im Wesentlichen durch Zuschüsse finanziert. Das Bad in Gropiusstadt wurde zum Beispiel mit Mitteln des Bund-Länder-Programms Investitionspakt und mit Geldern aus dem Bädersanierungsprogramm des Senats saniert.
Die wirtschaftliche Situation der Betriebe ist dennoch schwierig. Die drei neuen Bäder werden mit je circa 1,2 Millionen Euro zusätzlichen Kosten pro Jahr zu Buche schlagen. Den höheren Kosten, auch verursacht durch höhere Energie und Personalkosten, stünden indes gleich hohe Zuschüsse vom Land gegenüber. »Mit den vom Abgeordnetenhaus bewilligten Zuschüssen von 45 Millionen Euro konsumtiv pro Jahr ist das eigentlich nicht zu schaffen«, sagte Hensing. Man sei immer noch auf der Suche, wie die entstehende Lücke von vier Millionen Euro zu stopfen sei. Dabei konnten die Bäderbetriebe im Jahr 2013 ein deutliches Plus in Höhe von 385 000 Besuchern verzeichnen - dem Wetter sei Dank. Allein in den Sommermonaten trieb es 36 Prozent mehr Gäste als 2012 in die Bäder.
Auf Nachfrage kam auch das neue Tarifmodell zur Sprache, das seit Anfang des Jahres gilt und zu Protestaktionen geführt hatte. In der Pressemitteilung heißt es: »Das neue Tarifmodell soll mehr Gäste anlocken und damit zu mehr Umsatz führen.« Doch Hensing musste zumindest einräumen: »Im Januar und Februar hatten wir wegen des neuen Tarifmodells etwas weniger Besucher.« Im April habe sich die Situation jedoch stabilisiert. Davon geht das Unternehmen auch für die Zukunft aus. Der Bäderchef verteidigte das neue Tarifmodell. »Gerade für einkommensschwache Menschen ist der Preis um 22 Prozent gesunken.« Er glaube, dass mit dem neuen Modell viel mehr Berliner billig schwimmen können. Gleichwohl räumt er ein, dass das neue Tarifmodell schlecht kommuniziert worden sei. Da müsse er Asche auf sein Haupt streuen. Die Berline bräuchten etwas Zeit, um sich einzugewöhnen. Vor zwei Wochen waren die Bäderbetriebe zudem in den Verdacht geraten, in den Kombibädern Spandau und Gropiusstadt Billiglöhner einsetzen zu wollen.
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