Charakterschwan

Bernie Ecclestone, Formel-1-Chef, steht in München vor Gericht.

  • Marlene Göring
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn Bernie Ecclestone am Donnerstag das Landgericht in München betritt, wird er lächeln. Auch wenn er sich dort wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue verantworten muss. Der Chef der Formel 1 bleibt locker. »Das Gericht war so nett, die Verhandlungstage so festzulegen, dass ich meiner Arbeit weiter nachgehen kann«, sagte der Engländer nonchalant kurz vor dem Prozess. Die 44 Millionen Dollar, um die es geht, seien auch kein Schmier-, sondern Schweigegeld gewesen. Er habe sie 2005 nicht etwa an den damaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky gezahlt, um seine Macht zu erhalten. Sondern »nur« dafür, damit der ihn nicht bei der Steuerbehörde anschwärze.

Der Eins-Sechzig-Mann ist vielleicht klein, in seinen Umgangsformen aber groß. Als er die Rennfahrerin Danica Patrick und Frauen allgemein als »Haushaltsgeräte« bezeichnete, entschuldigte er sich. Zweimal: Beim ersten Mal hatte er die Aussage aus Versehen wiederholt. Auch ein Interview, in dem er Hitler als Mann der Tat lobte, bedauerte er großmütig. »Ich war ein Dummkopf, über eine Bewunderung für Hitler zu sprechen«, sagte er - mit dem Hinweis, der aufgebrachte jüdische Weltkongress hätte lieber die Weltwirtschaftskrise von 2008 beenden sollen. Schließlich »haben die doch jede Menge Einfluss überall«. Ähnlich »elegant« schränkte er seine Aussage ein, Wladimir Putin spreche mit den Anti-Schwulen-Gesetzen für 90 Prozent der Weltbevölkerung.

Frauen, Juden, Schwule - auch bei brisanten Themen bewahrt der 83-Jährige Contenance. Ecclestone, in dritter Ehe wieder einmal mit einem Model verheiratet, steht im Ruf, der letzte Weltkonzern-Autokrat zu sein. Die Formel 1 regiert er souverän wie ein König - der Sohn eines Fischers aus einem 40-Seelen-Dorf in Suffolk hat sich so zu einem der reichsten Briten hochgearbeitet. Niemand weiß, wie viele Milliarden Ecclestone schwer ist. Laut Selbstauskunft lebt er aber in »mehr als angenehmen Verhältnissen.« Das wird wohl auch so bleiben - in Insiderkreisen geht niemand von einer Haftstrafe im Prozess aus. Da fällt Ecclestone das Lächeln wohl nicht schwer.

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