Zwiegespräche mit Puschkin
Die achten Deutsch-Russischen Festtage im Juni sind der russischen Sprache gewidmet / Lage in der Ukraine soll kein dringliches Thema sein
Mit welcher Figur aus Alexander Puschkins Werk könnte man sich am besten eine Nacht um die Ohren schlagen? Wahrscheinlich Eugen Onegin. Der Bohemien ist in seinem Verdruss gegenüber der halben Welt sicher unterhaltsam. Fragen wie diese sollen Inspiration für den Kreativwettbewerb »Erneut zu Gast bei Alexander Puschkin« sein, der eines der Highlights auf den diesjährigen Deutsch-Russischen Festtagen sein wird. Eigeninterpretationen zu Puschkins Werk auf Russisch oder Deutsch können noch bis zum 9. Mai als Text, Video, Audio oder auch als Comic eingereicht werden. Das dreitägige Fest auf dem digibet Pferdesportpark in Karlshorst beginnt, passend zu Puschkins 215. Geburtstag, am 6. Juni und endet am Sonntagabend. Der Gewinner des Wettbewerbs, der zeitgleich auch in Russland ausgeschrieben ist, wird am 7. Juni auf dem Fest bekannt gegeben und darf auf eine Veröffentlichung seiner Arbeit hoffen.
»In diesem Jahr gibt es einen ganz besonderen Anlass für die Festtage«, sagt Veranstalter und Vorsitzender des Vereins Deutsch-Russische Festtage, Steffen Schwarz. Denn mit Puschkins Jahrestag beginnt das Kreuzjahr der deutschen und der russischen Sprache und Literatur, das die jeweils andere Landessprache in beiden Ländern feiert und würdigt. Neben dem Literaturzelt, in dem an allen drei Tagen Lesungen deutscher und russischer Autoren stattfinden werden, wird im Pavillon »Bücherstadt Moskau« die moderne russische Literatur präsentiert. Auf den vier Bühnen des Festivalgeländes gibt es von Theater über das Eddie-Rosner Jazzfestival bis hin zur russischen Rocknacht an allen Tagen volles Programm. Die Anfragen bei zahlreichen Künstlern laufen allerdings noch.
Zum ersten Mal wird es auf den Festtagen ein deutsch-russisches Jugend- und Bildungsforum geben, das die Jugendorganisation der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland mitorganisiert. Die Veranstaltung, die bereits an den zwei Tagen vor dem eigentlichen Fest beginnt, soll jungen Menschen eine Plattform geben, um sich über ihre Identität als Russlanddeutsche und ihre Zukunftsperspektiven in beiden Ländern auszutauschen.
Am 4. und 5. Juni werden im Kulturhaus Karlshorst, das der Bezirk Lichtenberg den Veranstaltern zur Verfügung stellt, Podiumsdiskussionen zu den Themen Deutsch-Russische Beziehungen und Integration von Russlanddeutschen stattfinden. Auf der Liste der angefragten Diskussionsteilnehmer stehen Namen wie Lothar de Maizière, Gernot Erler oder Wladimir Grinin, russischer Botschafter in Berlin.
In den Debatten soll es jedoch nicht ausschließlich um Russlanddeutsche gehen. »Wir wollen als Brückenbauer wirken«, sagt Walter Gauks, Vorsitzender der Landsmannschaft. Neben den Diskussionen, zu denen etwa 200 Menschen erwartet werden, wird es Workshops für Jugendliche geben, Universitäten sollen die Möglichkeit bekommen, sich über den deutsch-russischen Hochschulaustausch stärker zu vernetzen. Bereits jetzt gibt es ein eher informelles Netzwerk aus einer Lichtenberger Kita, der staatlichen Europaschule Lew Tolstoi und der Hochschule für Technik und Wirtschaft, das Kindern und Jugendlichen hilft, ihre Verbindung zur russischen Sprache außerhalb der Familie oder dem Freundeskreis, nicht zu verlieren.
Gesponsert wird die Veranstaltung, ebenso wie das gesamte Fest, von der Gazprom Germania, Tochtergesellschaft des russischen Gasversorgers. Mit deren Geldern soll es auch möglich sein, Interessierte aus dem ganzen Bundesgebiet im Juni nach Karlshorst einzuladen.
Projekte wie das »Russomobil«, eine Art mobiler Sprachkurs, der bereits an mehr als 2000 Schulen deutschlandweit unterwegs war und von der Russischen Botschaft vor vier Jahren ins Leben gerufen wurde, stellen sich vor, genauso wie das bundesweite Sprachturnier »Spielend Russisch lernen«. Die Lage in der Ukraine und die Entwicklungen auf der Krim werden jedoch keine Themen auf den Podiumsdiskussionen sein, außer, sie werden vom Publikum oder in den Workshop angesprochen, sagt der Projektleiter des Bildungsforums Yves-Oliver Tauschwitz. »Es geht uns bei der Veranstaltung um den Austausch, vor allem unter Jugendlichen. Wir wollen nicht spalten, sondern zusammenbringen.«
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