Liverpool weint dicke Tränen
Die »Reds« verspielen in neun Minuten wohl sämtliche Titelchancen
Luis Suárez konnte sich nicht mehr halten. Das Trikot über sein Gesicht gezogen und von Weinkrämpfen geschüttelt brach der Stürmerstar des FC Liverpool nach dem Aus aller Hoffnungen auf den ersten Meistertitel seit 24 Jahren im Mittelkreis des Selhurst Parks zusammen. Seine Reds hatten in den Minuten zuvor eine 3:0-Führung bei Crystal Palace verspielt und durch das 3:3 aller Voraussicht nach das ganz große Ziel verpasst.
»Ich glaube, Manchester City wird sich das nicht mehr nehmen lassen und Meister werden«, sagte Teammanager Brendan Rodgers selbst noch völlig fassungslos nur wenige Minuten nachdem Suárez geführt von Mitspieler Kolo Touré doch noch vom Spielfeld gewankt war. City kann am Mittwoch (20.45 Uhr) durch einen Sieg gegen Aston Villa mit zwei Punkten Vorsprung sowie der deutlich besseren Tordifferenz Spitzenreiter und mit einem weiteren Erfolg gegen West Ham United am Sonntag Meister werden.
»Es ist unfassbar enttäuschend. 78 Minuten haben wir hervorragend gespielt und genau das gemacht, was wir machen wollten«, sagte Rodgers. Joe Allen (18.), Daniel Sturridge (51.) und Englands Fußballer des Jahres Suarez (53.) hatten Liverpool deutlich in Führung gebracht. Als die Reds ihr Torekonto weiter aufbessern wollten, wurden sie dann aber eiskalt erwischt: Damien Delaney (79.) und der eingewechselte Dwight Gayle (81./88.) glichen aus.
Rodgers suchte fast schon verzweifelt nach Erklärungen. »Wir dachten, wir könnten noch mehr erreichen und sind dann davon mitgerissen worden«, sagte der Nordire: »Dabei haben wir unsere Defensivstruktur verloren.« Ein Problem, das sich schon durch die ganze Saison zieht, bei überragenden 99 Treffern in 37 Spielen hat Liverpool auch 49 kassiert. Zum Vergleich: Beim Tabellendritten FC Chelsea sind es nur 26 Gegentreffer.
»Wir dachten, wir könnten spielen wie bei ›Roy of the Rovers‹«, sagte Rodgers und spielte auf einen bekannten britischen Comic an, der für seine dramatischen Wendungen bekannt war. Denn auch bei einem 3:0 wäre Liverpool aufgrund der deutlich schlechteren Tordifferenz auf einen Ausrutscher von Manchester City angewiesen gewesen.
Die Citizens hingegen haben jetzt alle Chancen auf ihre vierte Meisterschaft, die zweite in der »Scheich-Ära«. Mittelfeldspieler Samir Nasri reagierte bereits unmittelbar nach der Partie bei Twitter: »Ich liebe Crystal Palace so sehr. Jetzt liegt es an uns, den Job zu beenden.«
Mitleid durften Liverpool und vor allem Suárez allerdings nicht erwarten. Der deutsche Ex-Nationalspieler Robert Huth, der in der Vergangenheit bereits einige Male mit dem Uruguayer aneinander geraten war, zeigte sich bei Twitter unversöhnlich. Und reichlich schadenfroh: »Ich denke immer noch, dass Weinen auf dem Platz eine Sperre von drei Spielen geben sollte.« SID
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