Es geht langsam voran
Berliner Bezirksstadträtin sieht die Integration von Sinti und Roma in Berlin auf gutem Weg
Rebeca Roman ist kein schüchternes Mädchen. Mit bewusst gewählten Worten beschreibt die 17-jährige Romni ihre Zukunftspläne: »Ich möchte so gerne Krankenschwester werden.« Nach dem in diesem Jahr an einer Neuköllner Oberschule gemachten erweiterten Hauptschulabschluss stehen ihr dafür auch alle Türen offen. Rebeca ist eine Kämpfernatur. Erst vor fünf Jahren kam sie mit ihrer insgesamt achtköpfigen Familie ohne jegliche Deutschkenntnisse aus dem kleinen rumänischen Dorf Fantanele bei Bukarest nach Berlin.
Dass Rebeca sich so schnell in der hiesigen Gesellschaft zurechtfinden konnte, liegt neben ihrem persönlichen Ehrgeiz wohl auch an den Förderprogrammen und Bildungsinitiativen, die es in Neukölln für aus Südosteuropa stammende Sinti und Roma seit einiger Zeit gibt: Willkommensklassen an den Schulen mit spezieller Sprachförderung, gemeinschaftliche Wohnprojekte sowie eine Task Force, die sich um ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn bemüht. »Integrationsbeispiele wie das von Rebeca stimmen mich sehr optimistisch«, sagt Franziska Giffey (SPD), Neuköllner Bezirksstadträtin für Bildung und Schule, als sie am vergangenen Montag den vierten Roma-Statusbericht des Bezirks im Europahaus in Mitte vorstellt.
Unter dem Titel »Rumänische Roma in Berlin: Immer Fremde oder bald Berliner?« hatte die Deutsch-Rumänische Gesellschaft zur Diskussion geladen. Der Bericht nennt neben den positiven Entwicklungen im Bildungsbereich auch die nach wie vor kritischen Punkte, beispielsweise bei der Integration in den Arbeitsmarkt.
Giffey bringt die politische Handlungsmaxime des Bezirks auf den Punkt: »Zu Integration und Bildung gibt es keine Alternative. Wenn wir jetzt nicht handeln, kann eine Situation entstehen, die den sozialen Frieden in der Stadt gefährdet.« In der Tat belegen die aktuellen Zahlen den Handlungsbedarf. Rund 29 000 Menschen mit rumänischer und bulgarischer Staatsbürgerschaft leben nach aktuellen Zahlen in Berlin. Die überwiegende Mehrheit von ihnen gehört zur Minderheit der Roma und Sinti. In Neukölln leben rund 6000 Menschen mit einem Pass aus einem der beiden EU-Staaten. Seit dem EU-Beitritt Rumäniens und Bulgariens 2007 ist damit die Zahl der Sinti und Roma, die in Berlin eine neue Heimat suchen, kontinuierlich gestiegen.
»Viele Sinti und Roma, die nach Berlin ziehen, kommen aus ärmlichen und überaus prekären Verhältnissen. Einige können weder Lesen noch Schreiben«, erklärt der Präsident der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft, Gerhard Köpernik. Auch er sieht den Schlüssel für eine gelingende Integration in Alphabetisierung und Bildung. Die Erfolge seien bereits deutlich erkennbar.
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