Platz frei für Fußball - oder die CDU
Flüchtlinge an der Gedächtniskirche wissen noch nicht, ob sie am Donnerstag ihren Protestort räumen
Auch am Mittwoch setzten die elf afrikanischen Flüchtlinge ihre Mahnwache vor der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz fort. Sie verbringen die Zeit unter einem Baugerüst auf dem kircheneigenen Grundstück. Der Gemeindekirchenrat hat die Erlaubnis zum Verweilen allerdings bis Donnerstag befristet. Grund ist, dass am Freitag und Samstag traditionell Tausende Anhänger eines DFB-Pokalfinalisten, diesmal von Borussia Dortmund, auf dem Breitscheidplatz erwartet werden, sagte Pfarrer Martin Germer. Während dieser Zeit sei ein Verbleib der Flüchtlinge vor der Kirche schon wegen deren Sicherheit nicht zu verantworten.
Doch das ist nach Überzeugung des Mitgliedes des Berliner Abgeordnetenhauses Hakan Taş (LINKE) nur die halbe Wahrheit. »Am Donnerstagabend findet auf dem Breitscheidplatz eine Wahlkampfveranstaltung der CDU mit Angela Merkel statt. Da gilt Sicherheitsstufe eins und niemand weiß, wie sich CDU-Anhänger gegenüber den Flüchtlingen verhalten. Darum wollen Polizei und Kirche sie lieber weg haben.«
Die Kirche bemüht sich nach eigenen Angaben, gemeinsam mit anderen kirchlichen Einrichtungen und dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, eine Unterkunft ab Freitag zu finden. Der Bezirk sieht sich jedoch nicht in der Pflicht, wie Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) dem rbb erklärte. Denn er müsse nur helfen, wenn Obdachlosigkeit drohe. Den Flüchtlingen gehe es aber um eine öffentliche Präsenz für ihre politischen Forderungen.
Hanns Thomä von der evangelischen Landeskirche sprach im rbb davon, dass es ein Angebot einer Kirchengemeinde am Stadtrand gäbe. Genaues dazu müsse noch geklärt werden.
»Wir sind noch in Gesprächen mit der Kirche und haben noch keine Entscheidung getroffen, ob wir am Donnerstag tatsächlich den Breitscheidplatz verlassen«, sagt einer der Afrikaner dem »nd«. In den Gesprächen, an denen auch Spezialisten der Landeskirche und eines afrikanischen Vereins teilnehmen, geht es um Hilfsangebote im Asylverfahren. Nach Ansicht der Berliner Integrationsbeauftragten Monika Lüke sollten die Männer nach Sachsen-Anhalt zurückkehren, wo sie Asyl beantragt haben. Männer eine Rückkehr nach Sachsen-Anhalt vorsehe. »Da haben sie die größten Chancen.« Das lehnen die Flüchtlinge jedoch strikt ab. Hakan Taş: »Sie machten deutlich, dass es dort kein Hilfsnetzwerk gibt wie in Berlin. Ich fordere Sachsen-Anhalt auf, Beratungsstellen für Flüchtlinge besser auszustatten.«
Innerkirchlich hat das verwehrte Kirchenasyl zahlreiche Diskussionen ausgelöst. Es gibt sogar Ankündigungen, aus der Kirche auszutreten. Pfarrer Martin Germer begründete die Ablehnung des Asyls damit, dass in seiner Kirche täglich Gottesdienste und andere Veranstaltungen stattfänden, Tausende Besucher kämen und darum sei eine menschenwürdige Unterbringung der Flüchtlinge in denselben Räumen nicht möglich.
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