Trommler gegen Deutsche Bank

Proteste vor der Hauptversammlung gegen Rüstungsgeschäfte und Umweltzerstörung

  • János Erkens, 
Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Rahmen der Blockupy-Aktionswoche richtete sich der Fokus am Donnerstag auf die Deutsche Bank. Bunter Protest empfing die Aktionäre vor der Hauptversammlung.

Der Zusammenprall zweier sprichwörtlicher Universen könnte kaum unaufgeregter sein. Während am Morgen der Jahreshauptversammlung der Deutschen Bank eine Gruppe geladener Gäste von der U-Bahn in Richtung Frankfurter Messe trottet, bauen die Gegendemonstranten gerade ihre Pavillons auf oder verteilen bereits Flyer auf dem Vorplatz der Messehalle. Hier das Summen zahlloser Rollkoffer, dort die Tambourine der Friedenstrommler - aber beide Seiten nehmen kaum voneinander Notiz.

Das Polizeiaufgebot war durchaus bescheiden. Dabei fand die Protestaktion gegen das Treffen der Deutsche-Bank-Aktionäre im Rahmen der Blockupy-Aktionswoche anlässlich der Europawahlen statt. Seit Ende vergangener Woche gab es in Frankfurt am Main bereits zahlreiche kapitalismuskritische Aktionen - etwa am Apple-Store -, außerdem suchten die Blockupy-Aktivisten Rechtspopulisten im Rhein-Main-Gebiet auf und protestierten gegen Nationalismus.

Beim Protest gegen die Deutsche Bank ging es überwiegend um umwelt- und friedenspolitische Themen: So drehte ein Panzer aus Pappmaché seine Runden über dem Vorplatz, um die Beteiligung des Geldhauses an Waffenhandel und -export anzuprangern. Derweil ließen sich zwei Aktivisten, die sich als die beiden Co-Vorstandsvorsitzenden der Bank, Jürgen Fitschen und Anshu Jain, verkleidet hatten, den »Black-Planet-Award« überreichen - diesen Schmähpreis verleiht die Ethecon-Stiftung jährlich für besonders umweltfeindliche Investitionen.

Passend dazu die Kritik des World Wide Fund for Nature (WWF) und des Kampagnennetzwerkes Campact an der möglichen Beteiligung der Deutschen Bank am Ausbau des ostaus- tralischen Kohlehafens Abbot Point. »Dabei wird das größte Korallenriff der Erde irreversibel geschädigt werden«, erklärte Antje Schuler, Referentin bei der Umweltstiftung WWF. Sie betreut eine Petition gegen die Beteiligung der Deutschen Bank an der Finanzierung des umgerechnet 5,4 bis 6,7 Milliarden Euro teuren Projektes. »Wir haben mehr als 200 000 Unterschriften gesammelt und werden sie bei der heutigen Jahreshauptversammlung überreichen«, kündigte Schuler an.

Während die meisten Hauptversammlungsgäste demonstratives Desinteresse zeigten, waren zwei junge Männer mit Sonnenbrillen und Segelschuhen sichtlich beeindruckt von einer WWF-Aktivistin, die sich trotz der Hitze in einen Taucheranzug aus Neopren gezwängt hatte. Gemeinsam mit einigen Kollegen, die sich als orangefarbene Clownfische verkleidet hatten, verteilte die junge Frau Flyer mit dem neckischen Slogan »Finger weg von Nemo!«. »Echt, das machen die am Great Barrier Reef?«, fragte einer der beiden Aktionäre überrascht, ließ sich dann aber von seinem Begleiter weiterziehen: »Wir müssen jetzt da rein, zum Büffet!«

Skrupellosigkeit gegenüber umweltpolitischen Belangen sei das nicht, findet Matthias Schlecht vom Dachverband der Kritischen Aktionäre: »Viele Aktionäre sind einfach uninformiert, wo die Deutsche Bank investiert.« In einer Rede auf der Hauptversammlung wollte sein Verband am Nachmittag unter anderem diese Investitionen kritisieren: »Wir haben da drinnen mehr Einfluss als hier draußen. Die müssen uns da schließlich zuhören.«

Mehr im Liveblog: blockupy 2014 live unter dasnd.de/blockupy

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -