Die WM hilft bei der Entscheidung

Dem Antrag des FC Bayern München, eine Torlinientechnik in der Bundesliga einzuführen, folgen nicht alle Klubs

  • Alexander Sarter, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Bundesligaklubs stehen der Einführung einer Torlinientechnik trotz des Vorstoßes des FC Bayern München weiterhin skeptisch gegenüber.

Die Einführung der Torlinientechnik in der Fußball-Bundesliga wird zur Machtfrage. Die Technikgegner wollen sich durch den Vorstoß von Bayern München nicht unter Druck setzen lassen und haben den Rekordmeister ausgebremst. Während das GoalControl-System bei der bevorstehenden WM-Endrunde seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen kann, liegt die Einführung in Deutschland trotz der Debatte um den »Torklau von Berlin« in weiter Ferne.

Laut einer Umfrage des »kicker« gibt es unter den Bundesligisten nach wie vor keine Mehrheit für die 250 000 Euro teure Technik. Demnach sind wie schon bei der Abstimmung im März nur neun Klubs dafür. Für die Einführung wäre aber eine Zweidrittelmehrheit (zwölf Ja-Stimmen) notwendig. Zu den Gegnern gehören unter anderem der VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt und der FSV Mainz 05.

»Ich fände es seltsam, wenn aufgrund des Pokalfinals noch einmal abgestimmt werden sollte«, sagte der Wolfsburger Sportchef Klaus Allofs: »Wir können nicht so lange abstimmen, bis jeder sein Ergebnis hat.« Ähnlich sieht es der Mainzer Manager Christian Heidel: »Es würde mich wundern, wenn ein Verein jetzt seine Meinung ändert.« Seinen Standpunkt ändern will der Frankfurter Vorstandsboss Heribert Bruchhagen auf keinen Fall. »Wir wussten, dass es drei- bis fünfmal pro Jahr zu solchen Situationen kommt. Das sind Bestandteile, die bedauerlich sind, aber die zum Fußball gehören«, sagte Bruchhagen: »Deshalb hat sich an meiner Position nichts geändert.« Die erneute Debatte über die Torlinientechnik war nach dem nicht anerkannten Treffer des Dortmunders Mats Hummels im DFB-Pokalfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund (2:0 n.V.) aufgekommen.

Erst vor zwei Monaten hatten sich die 36 deutschen Profiklubs mehrheitlich gegen die Einführung der technischen Hilfe für die Schiedsrichter ausgesprochen. Als Argumente führten die Gegner damals die hohen Kosten und die angeblich noch nicht ausgereifte Technik an. Die Bayern wollen diese Entscheidung revidieren. Der Double-Gewinner hat am Mittwoch die Einführung der Torlinientechnik für die 1. Bundesliga beantragt. Die Deutsche Fußball Liga erklärte daraufhin, dass der Antrag bei der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung (voraussichtlich Anfang Dezember) behandelt wird. Falls sich die Vereine Ende des Jahres für die Technik entscheiden, will sich der Deutsche Fußball-Bund anschließen. Dann soll die Technik ab den Viertelfinals im Pokal zum Einsatz kommen.

Zur Entscheidungshilfe für die Klubs könnte die WM werden. GoalControl-Geschäftsführer Dirk Broichhausen hofft darauf, dass sich das System der Firma aus Würselen bei Aachen in Brasilien bewähren kann. »Letztlich ist es immer so, dass strittige Szenen eine Systemperformance hervorrufen«, sagte Broichhausen: »Man fiebert ein bisschen darauf hin, was passieren kann und wie das System diese strittige Szene auflösen kann.« Die brasilianische Fußball-Ikone Pelé glaubt an die Zuverlässigkeit des Systems. »Ich war im FIFA-Komitee, als abgestimmt wurde. Die ersten Erfahrungen waren nicht so gut, da es kleinere Probleme gab«, äußerte der dreimalige Weltmeister: »Es musste einiges verändert werden. Jetzt zeigt die Technik genau an, was passiert«

Auch der deutsche WM-Schiedsrichter Felix Brych (38) aus München, der schon beim Confed Cup 2013 mit der Technik gearbeitet hat, sieht dem Einsatz des Systems optimistisch entgegen: »Ich finde es gut, dass wir in diesem Bereich Hilfe haben.« SID

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