Linkspartei verliert unter Gewerkschaftern
Minus sechs Prozent im Osten - aber immer noch vor der SPD / Sozialdemokraten gewinnen drei Prozent im DGB-Lager dazu / Grüne auch schwächer als 2009
Nach der Wahl trudeln immer neue Auswertungen ein. Diese dürfte die Linkspartei besonders interessieren: Sie verlor bei den Europawahlen unter den Gewerkschaftsmitgliedern vor allem im Osten deutlich. Über die Gründe müsste noch genauer nachgedacht werden. Erst vor wenigen Tagen hatte die Strömung »Sozialistische Linke« in einer Auswertung des Berliner Parteitags der Linken gewarnt, es dürfe nicht der Fehler gemacht werden zu glauben, dass die »Glaubwürdigkeit und Verankerung« der Linken »in den Organisationen der Beschäftigten selbstverständlich sind«.
Die SPD hatte auch bei der Europawahl 2014 im Lager der gewerkschaftlich Organisierten die Nase vorn. Wie das DGB-Magazin »Einblick« vorrechnet, bekamen die Sozialdemokraten bei den Gewerkschaftsmitgliedern 36,9 Prozent - das sind drei Prozent mehr als bei der Wahl 2009. Allerdings lag der Zugewinn der SPD insgesamt bei allen Wählern mit 6,5 Prozent klar höher. Bei den jüngeren Gewerkschaftsmitgliedern ergibt sich ein anderes Bild: die unter 30-Jährigen Gewerkschafter kreuzten bei der Europawahl vor allem die Union an, die in dieser Altersgruppe mit 32,4 Prozent vorn liegt. Bei den über 60-jährigen Gewerkschaftsmitgliedern hingegen kann die SPD die Hälfte der Stimmen gewinnen. Auch die Grünen haben unter den Gewerkschaftsmitgliedern Zustimmung eingebüßt.
»Groß sind nach wie vor die Unterschiede im Wahlverhalten der Gewerkschaftsmitglieder zwischen Ost- und Westdeutschland«, heißt es beim »einblick«. In den neuen Ländern liegt die Linkspartei bei den Gewerkschaftsmitgliedern mit 25,1 Prozent zwar noch vor der SPD (24,5 Prozent). Bei den Europawahlen 2009 hatte der Abstand zwischen Linken und Sozialdemokraten im Osten allerdings noch elf Prozent betragen. Die Linkspartei verliert demnach in den neuen Ländern im Lager der Gewerkschaftsmitglieder deutlich um sechs Prozent.
Auch bundesweit büßte die Linkspartei bei den DGB-Wählern ein, 2009 hatte sie hier noch elf Prozent gewonnen, am vergangenen Sonntag waren es nur noch 9,7 Prozent (insgesamt 7,4 Prozent). Unterdurchschnittlich schneidet die Linkspartei vor allem bei den jüngeren (unter 30 Jahre) und älteren (über 60 Jahre) Gewerkschaftsmitgliedern ab. Besser steht sie hingegen bei den mittleren Jahrgängen da: von den 30- bis 44-Jährigen wählten 9,8 Prozent die Linke, von den 45- bis 59-Jährigen stimmen sogar 10,6 Prozent für die Partei. Die Zahlen basieren auf einer Nachwahlbefragung der Forschungsgruppe Wahlen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.